1833
Palästina ist ein “gutes Kolonialprojekt”
Der französische Orientalist Alphonse de Lamartine besucht Palästina. Lamartine erstellt für die französische Regierung ein politisches Resümee: Palästina sei kein richtiges Land. Es sei deshalb ein sehr gutes imperiales oder koloniales Projekt.
Lamartine war damit der geistige Vorgänger des Zionisten Leon Zangwill, von dem der Satz stammen soll:
Palästina ist ein Land ohne Volk, für ein Volk ohne Land
(womit die weltweit verstreuten Juden der “Diaspora” gemeint waren).
1838
England eröffnet Konsulat in Jerusalem
Großbritannien beobachtet mit Sorge, wie die Großmächte Rußland und Frankreich versuchen ihre Positionen im Vorderen Orient zu stärken. Rußland sieht sich dort als Schutzmacht der orthodoxen Christen, während sich Frankreich als Interessenvertreter der katholischen Christen versteht. Das protestantische England muss sich sein “Klientel” erst schaffen. Dafür wurden vor allem die Juden ausgewählt.
1840
England wirbt für Rückkehr der Juden nach nach Palästina
Nachdem England einen Vorwand braucht, sich im Vorderen Orient als Schutzmacht zu positionieren werden die Juden als Schutzbefohlene angesehen. In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts wird in der Politik und in den Medien Englands dafür geworben, dass Juden nach Palästina zurück kehren sollten. Der einflußreiche Lord Shaftesbury setzt 1940 eine Anzeige in die TIMES und bewirbt die jüdische Ansiedlung.
1862
Moses Hess verfasst “Rom und Jerusalem – Die letzte Nationalitätenfrage”
Der deutsch-jüdische Philosoph und Journalist Moses Hess – zeitweise ein Kollege von Karl Marx bei der Rheinischen Post in Köln – ist von der italienischen Freiheitsbewegung unter Garibaldi beeindruckt. Unter diesem Eindruck gibt Hess das Buch “Rom und Jerusalem” heraus. Darin spricht er sich für eine jüdische Rückkehr nach Palästina aus. Er wirbt für den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft, die sich vor allem der Landwirtschaft widmen soll. Unter Zionisten gewinnt der von Hess geprägte Begriff “Rücknahme des Bodens” im Lauf der Zeit große Popularität.
1866
Dunant wirbt für Kolonisierung Palästinas
Henry Dunant, der französische Begründer des Internationalen Roten Kreuzes, ruft zur Schaffung einer Gesellschaft zur Erneuerung des Orients auf. Das Ziel ist die massenhafte Kolonisierung Palästinas – auch von Juden – unter dem Protektorat von Napoleon III. So wie die Engländer sahen auch die Franzosen die Juden als eine Art Erfüllungsgehilfen vor Ort an.
1881
13. März 1881
Ermordung des russischen Zaren Alexander II.
In der Folge der Ermordung kommt es im ganzen russischen Reich bis 1884 immer wieder zu schweren Ausschreitungen gegenüber Juden. Sie werden beschuldigt hinter dem Attentat zu stehen. Ein wahrscheinlich schwerwiegenderes Motiv für die Pogrome besteht im Vorwurf, die Juden würden die russischen Arbeiter und Bauern ausbeuten. So lautet ein Flugblatt der südrussischen Arbeiter-Gewerkschaft beim schweren Pogrom in Kiew. Gemeint war der tatsächlich vorhandene als Zinswucherer und Landpächter
1882
Leo Pinsker gibt das Werk “Autoemanzipation” heraus
Der polnisch-russische Jude Leo Pinsker verfasst unter dem Eindruck der schweren anti-semitischen Pogrome dieser Zeit eines der Frühwerke des beginnenden Zionismus. In dem anonym auf deutsch herausgegebenen Buches wendet sich Pinsker von seinem früheren Vertrauen in die Möglichkeiten der Assimilation ab und spricht sich für einen eigenen jüdischen Staat aus.
Mai 1882
Rußland erlässt anti-jüdische “Mai-Gesetze”
Konstantin Pobedonostsev, der Vorsitz der “Heiligen Synode” der russisch-orthodoxen Kirche, beschreibt die Ziele dieser Gesetze so:
Ein Drittel der Juden wird zum Christentum konvertieren,
ein Drittel wird verhungern,
und ein Drittel wird aus dem Land fliehen.
1882 – 1903
Erste Alijah
Die erste jüdische / zionistische Welle von Einwanderern gelangt nach Palästina (20.000 bis 30.000 Personen). Der Begriff Alijah kommt aus dem Hebräischen und bedeutet soviel wie “Aufstieg”. Damit ist sowohl der geografische Anstieg nach dem höher gelegenen Jerusalem gemeint, als auch eine vermeintliche spirituelle Erhebung, die mit der Einwanderung verbunden sein soll. In Bezug auf die spirituelle Erhebung waren es nicht selten Massen von Mosquitos der malaria-verseuchten Gegenden, die diese Erwartungen völlig unromantisch zerstörten.
1886
16. Oktober 1886
Geburt von David Ben Gurion
Im polnischen Plonsk wird David Gruen geboren. Als David Ben Gurion wird er zum Staatsgründer Israels (1948).
1891
Reisebericht von Achad Haam
Achad Haam, mit bürgerlichem Namen Asher Ginzberg und einer der populärsten zionistischen Denker seiner Zeit, schreibt nach einer Palästina-Reise:
Die jüdischen Siedler behandeln die Araber mit Feindseligkeit und Grausamkeit, betreten widerrechtlich ihr Land, schlagen sie schamlos ohne hinreichenden Grund und sind sogar stolz darauf.
Die Juden waren Sklaven im Land ihres Exils, und plötzlich befinden sie sich in grenzenloser wilder Freiheit […].
Diese plötzliche Veränderung hat in ihren Herzen eine Neigung zur Tyrannei erzeugt, wie es immer geschieht, wenn Sklaven zu Herrschern werden.
1894
Oktober 1894
Beginn der Dreyfus-Affäre
Alfred Dreyfus, Hauptmann im französischen Generalstab, wird unter der Anschuldigung des Hochverrats verhaftet. Er wird verurteilt zu lebenslanger Verbannung und dazu verbracht auf die Teufelsinsel vor der südamerikanischen Küste. Er wird 1906 wegen erwiesener Unschuld freigesprochen. Für viele war die “Dreyfus Affäre” ein weiterer Beleg für den scharfen Antisemitismus jener Zeit.
1896
Theodor Herzl gibt das Buch “Der Judenstaat” heraus
Der österreichische Journalist und Publizist Herzl ist erschüttert von der Dreyfus-Affäre in Frankreich. “Der Judenstaat” wird zur Gründungs-Schrift des politischen Zionismus, und erzielt große Resonanz unter europäischen Juden.
Über den Antisemitismus seiner Zeit schreibt Herzl:
In Russland werden Judendörfer gebrandschatzt, in Rumänien erschlägt man ein paar Menschen, in Deutschland prügelt man sie gelegentlich durch, in Österreich terrorisieren die Antisemiten das ganze öffentliche Leben, in Algerien treten Wanderhetzprediger auf, in Paris knöpft sich die sogenannte bessere Gesellschaft zu, die Cercles schließen sich gegen die Juden ab.
Herzl wird zur zentralen Figur des politischen Zionismus.
1897
August 1897
Erster Zionistischer Kongress in Basel
Theodor Herzl lädt jüdische Abordnungen aus ganz Europa zum ersten zionistischen Kongress ein (29.-31. August). Dort wird das sogenannte Baseler Programm angenommen. Der Kernsatz lautet:
Der Zionismus erstrebt die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina für diejenigen Juden, die sich nicht anderswo assimilieren können oder wollen.
Herzl sagt später dazu:
Fasse ich den Baseler Congress in ein Wort zusammen – das ich mich hüten werde öffentlich auszusprechen – so ist es dieses: in Basel habe ich den Judenstaat gegründet. Wenn ich das heute laut sagte, würde mir ein universelles Gelächter antworten. Vielleicht in fünf Jahren, jedenfalls in fünfzig wird es Jeder einsehen.
1904
1904 – 1914
Zweite Alijah
Die zweite jüdische Einwanderungswelle nach Palästina kommt hauptsächlich aus Russland und Polen (35000 bis 40000 Personen)
Juli 1904
Theodor Herzl stirbt
Herzl, der zeit seines Lebens an einer Herzschwäche leidet, stirbt am 03. Juli 1904.
1909
April 1909
Gründung von Tel Aviv
1910
Oktober 1910
Gründung des ersten Kibbuz Degania
Das prominenteste Gründungsmitglied war Aharon David Gordon, der viel zur Entstehung und Festigung des “Pioniergeistes” vor der Gründung Israels beitrug. Der populärste Bewohner Deganias war der spätere General und Verteidigungsminister Moshe Dayan.
1914
Juli 1914
Beginn des Ersten Weltkriegs
August 1914
Osmanisches und Deutsches Reich schliessen Kriegsallianz
Die Türken werden Bündnispartner Deutschlands. Ihr Herrschaftsgebiet umfasst einen großen Teil des Vorderen Orients einschließlich des heutigen ganzen Libanon, Syrien, Palästina, Jordanien und Teilen des Irak und Saudi-Arabiens (“Hedschas“).
1915
McMahon Zusage
Ab 1915 verhandelt der britische Hochkommissar von Ägypten Sir Henry McMahon mit Scherif Hussein von Mekka, um die Stämme des Hedschas zur Revolte gegen die türkische Herrschaft zu bewegen.
McMahon verspricht Hussein, dass England nach dem Krieg die Schaffung eines unabhängigen arabischen Staates unter Führung von Hussein unterstützen wird. Darin sollte auch Palästina beinhaltet sein.
Januar 1915
Großbritannien beginnt Eroberung des Sinai und Palästinas
1916
16. Mai 1916
Sykes-Picot-Abkommen
In einem geheimen Vertrag legen England (Sir Marc Sykes) und Frankreich (Francois Picot) fest, dass und wie sie nach dem Ende des Ersten Weltkrieges den Nahen und Mittleren Osten unter sich aufteilen wollen.
Das Abkommen steht im direkten Gegensatz zur britischen McMahon-Zusage an Scherif Hussein im Jahr zuvor.
1917
November
1917 Balfour-Deklaration
Englands Außenminister Lord Arthur James Balfour gibt am 2. November 1917 die sogenannte Balfour-Erklärung heraus:
England verspricht den Juden Unterstützung bei der Gründung einer “nationalen Heimstätte in Palästina“, solange dabei nicht die “zivilen und religiösen Rechte existierender nicht-jüdischer Gemeinschaften in Palästina” beeinträchtigt werden.
Die Balfour-Deklaration ist einer der letzten Akte des Kolonial-Zeitalters: Eine europäische Großmacht entscheidet über die Zukunft einer nicht-europäischen Region.
Die Balfour-Erklärung steht im Gegensatz sowohl zur McMahon-Zusage an Scherif Hussein zwei Jahre zuvor, als auch dem Sykes-Picot-Abkommen ein Jahr zuvor.
Dezember 1917
Allenby erobert Jerusalem
General Allenby, der britische Oberbefehlshaber der englischen Palästina-Expedition, erobert Jerusalem.
1918
1918 – 1929
Ben Gurions sozialistische Phase
David Ben Gurion sieht das Verhältnis von Zionisten zu den Arabern unter sozialistischen Vorzeichen: Unterschiede in Bezug auf Religion oder Nationalität müssen überwunden werden, da es der sozialistischen Idee nach Brüderlichkeit geben muss unter allen Mitgliedern der Arbeiterklasse. Diese Phase endet mit dem arabischen Aufstand von 1929.
Oktober 1918
Das Osmanisches Reich kapituliert
Großbritannien hat die osmanisch-deutschen Kräfte im Vorderen Orient besiegt. Die Türken kapitulieren im Frieden von Mudros. England wird damit zur Besatzungsmacht in Palästina und Jordanien. England wird 1920 vom Völkerbund das offizielle Mandat über diese Gebiete bekommen.
1919
1919 – 1923
Dritte Alijah
Die dritte jüdische Einwanderungswelle nach Palästina kommt vor allem aus Russland (ca. 350.00 Personen)
August 1919
Bericht der King – Crane Kommission
Auf der Pariser Friedenskonferenz beruft US Präsident Wilson eine Nahost-Kommission ein. Die Amerikaner Henry King und Charles Crane sollen u.a. die Lage in Palästina beurteilen. In ihrem Abschlußbericht heißt es unter Bezug auf den Text der Balfour-Deklaration:
Es ist kaum zu bezweifeln, dass das extreme zionistische Programm stark verändert werden muss.
Denn “ein nationales Zuhause für das jüdische Volk” ist nicht gleichbedeutend mit der Umwandlung Palästinas in einen jüdischen Staat; noch kann die Errichtung eines solchen jüdischen Staates erreicht werden ohne die schwerste Übertretung der “zivilen und religiösen Rechte existierender nicht-jüdischer Gemeinschaften in Palästina.“
Die Tatsache kam immer wieder zum Vorschein in den Treffen der Kommission mit jüdischen Vertretern, dass die Zionisten praktisch eine vollständige Enteignung der derzeitigen nichtjüdischen Bewohner Palästinas durch verschiedene Formen des Kaufs anstreben. […]
Angesichts all dieser Überlegungen und mit einem tiefen Gefühl des Mitgefühls für die jüdische Sache fühlen sich die Kommissare verpflichtet zu empfehlen, dass die [Pariser] Friedenskonferenz nur ein stark reduziertes zionistisches Programm anstrebt und selbst das nur sehr langsam eingeleitet wird.
Das müsste bedeuten, dass die jüdische Einwanderung definitiv begrenzt werden sollte und dass das Projekt, Palästina eindeutig zu einem jüdischen Commonwealth zu machen, aufgegeben werden sollte.
US Präsident Wilson legte diesen Bericht in die Schublade. Er wurde erst 1922 publik, und fand nie die Unterstützung der amerikanischen Regierung.
1920
1920 – (heute ?)
Das Prinzip “Jüdische Arbeit” wird proklamiert
David Ben Gurion proklamiert das Prinzip der “jüdischen Arbeit”: Jüdische Betriebe sollen Juden anstellen, keine Araber.
Februar 1920
Arabische Demonstrationen in Jerusalem
In Jerusalem demonstrieren zahlreiche Araber für die Vereinigung Syriens und Palästinas. Richard Meinertzhagen, Englands leitender politischer Offizier in Palästina, und W.F. Stirling, englischer Gouverneur von Jaffa, sehen die Franzosen im Libanon als Drahtzieher der Unruhen, um die britische Position in Palästina zu schwächen. Das ist eine plausible Annahme, da die Briten ihrerseits vieles unternommen haben, um die Position Frankreichs in Syrien und dem Libanon zu untergraben.
April 1920
Nebi Musa Unruhen in Jerusalem
Beim großen jährlichen Nebi Musa Fest halten arabische Anführer in Jerusalem politische Reden gegen die britischen Besatzer und gegen die jüdische Einwanderung. Es kommt zu Auseinandersetzungen zwischen Arabern und Juden. Die britische Polizei benötigt vier Tage um Ordnung zu schaffen (04.-07.April). Fünf Araber und vier Juden kommen zu Tode. Die jüdische Seite wirft England antisemitische Parteilichkeit vor. Englands Premier Lloyd George kündigt an, den Militärgouverneur durch einen zivilen Hochkommissar zu ersetzen (Herbert Samuel).
April 1920
Konferenz von San Remo
Im italienischen San Remo findet vom 19.-26.April 1920 eine Konferenz der Siegermächte des Ersten Weltkriegs statt. Großbritannien soll das Mandat für Palästina und den späteren Irak bekommen. Frankreich zur Mandatsmacht von Syrien und dem Libanon werden. Der Völkerbund besiegelt das zwei Monate später.
Juni 1920
Gründung der Haganah
Angesichts der Nebi Musa Unruhen vom April desselben Jahres gründet der Jishew – die jüdische Gemeinde Palästinas – die bewaffnete Miliz Hagana. Sie ist der Vorläufer der späteren regulären Armee Israels (IDF).
Juni 1920
England erhält Mandat über Palästina
Der Völkerbund überträgt Großbritannien das Mandat über Palästina. Das Mandat wird 1948 enden.
Juli 1920
Sir Herbert Samuel wird Hochkommissar für Palästina
Der bisherige britische Militärgouverneur Allenby sieht in der Ernennung des erklärten Zionisten Samuel eine große Gefahr für den Frieden in Palästina: Die Araber würden das als ersten Schritt der Übergabe des Landes an die Juden ansehen.
Dezember 1920
Gründung der jüdischen Gewerkschaft Histadrut
1921
Mai 1921
U.S. Emergency Quota Act
In Amerika wird ein verschärftes Einwanderungsgesetz erlassen. Eine Quotenregelung schränkt auch die jüdische Immigration stark ein.
In den vierzig vorangegangenen Jahren waren fast alle ost-europäischen Juden nicht nach Palästina, sondern nach Amerika ausgewandert. Erst mit Erlass dieses Einwanderungsgesetzes wird Palästina der Menge der Einwanderer nach zum Mittelpunkt jüdischer Einwanderung.
Mai 1921
Ausschreitungen gegen Juden in Jaffa
Bei jüdischen 1.-Mai-Kundgebungen rivalisierender Kommunisten und Sozialisten im arabisch-jüdischen Teil von Jaffa kommt es zu Prügeleien. Unter Arabern verbreitet sich das Gerücht, es habe Gewalttaten von Juden gegen Araber gegeben. Ein arabischer Mob zieht los und verübt Ausschreitungen gegen Juden in Jaffa. 47 Juden und 48 Araber kommen zu Tode.
1922
Dezember 1922
Ben Gurion fordert massive Einwanderung
Auf der 3. Generalversammlung der Arbeiterpartei Achdut Ha’avoda fordert ihr Vorsitzender Ben Gurion angesichts eines “drohenden Bankrotts der zionistischen Bewegung“:
Das wesentliche Bestreben, das unser Denken und unsere Arbeit bestimmen sollte, ist die Eroberung des Landes und dessen Aufbau durch umfangreiche Einwanderung. […]
Wir sind Eroberer eines Landes und sehen uns einer Eisernen Mauer gegenüber, die wir durchbrechen müssen.
Juli 1922
Völkerbund bestätigt britisches Mandat
Der Völkerbund bestätigt am 24. Juli das britische Mandat über Palästina
1923
November 1923
Jabotinsky verfasst “Eiserne Mauer“
Der rechts-nationalistische jüdische Politiker Vladimir Jabotinsky verfasst eine Streitschrift, die bald berühmt wird.
Damit der Zionismus umgesetzt werden kann sieht Jabotinsky als einzige Möglichkeit eine harte Politik gegenüber den Arabern Palästinas:
wenn sich eine flächenmäßig so große Nation [wie die der Araber unserer Einwanderung] widersetzt, was vollkommen natürlich ist – muss sie gezwungen werden. […]
Das ist die einzige arabische Politik, die wir für möglich halten.
1924
1924 – 1931
Vierte Alijah
Die Vierte Alijah kommt vor allem aus Polen und der Sowjetunion (ca. 80.000 Personen)
1925
April 1925
Eröffnung der Hebräischen Universität Jerusalem
1928
In Ägypten wird die Muslim-Bruderschaft gegründet
Der Lehrer und Religionsführer Hassan al-Banna gründet die Muslimbruderschaft, um die nationale Bewegung zu stärken und gegen die britische Besatzung des Landes zu kämpfen. Die heute in Gaza regierende Hamas versteht sich als Ableger der Muslimbrüder, weshalb sie von der ägyptischen Regierung mit Argwohn betrachtet wird.
1929
1929-1936
Ende der sozialistischen Phase Ben Gurions
Mit den arabischen Unruhen vom August 1929 und dem landesweiten Arabischen Aufstand ab 1936 endet Ben Gurions Phase der “sozialistischen Brüderlichkeit” gegenüber den Arabern. Er sieht nur noch einen politischen Kampf um alles oder nichts, den es zu gewinnen gilt.
August 1929
Arabische Unruhen
Zwischen dem 23. und 29. August kommt es in mehreren Städten Palästinas zu arabischen Gewalttaten, die viele Tote fordern. Allein in Hebron wurden 67 Mitglieder der dortigen jüdischen Gemeinde getötet. Die Unruhen wurden durch einen Streit zwischen jüdischen und arabischen Nationalisten an der Klagemauer in Jerusalem ausgelöst. Dort hatten jüdische Nationalisten mit Fahnen und Gesängen demonstriert.
1930
Februar 1930
Henry Morgenthau hält Zionismus für gescheitert
Der spätere amerikanische Finanzminister jüdischen Glaubens Henry Morgenthau sagt am 11. Februar 1930 auf einer Versammlung:
Die Zionisten haben Palästina für die Juden ruiniert, indem sie Forderungen stellten, denen sich die Araber nicht anschließen können.
Der grundlegende Fehler bestand darin, die Balfour-Erklärung falsch zu interpretieren. Statt des Versprechens, den Juden in Palästina eine nationale Heimat zu schaffen, verstand man: Palästina in die nationale Heimat für die Juden zu verwandeln.
1932
1932-1938
Fünfte Alijah
Nach der Machtübernahme Hitlers in Deutschland kommt die Fünfte Alijah (jüdische Einwanderungswelle) aus Europa nach Palästina (ca. 200.000 Personen).
1935
Oktober 1935
Waffenschmuggel der Haganah löst arabischen Generalstreik aus
Im Hafen von Jaffa kommt am 18. Oktober 1935 ein belgischer Zementfrachter an. In der Lieferung hat die jüdische Miliz Haganah Tausende Gewehre versteckt. Beim Entladen fallen Kisten herunter und bringen die brisante Ladung zum Vorschein. Die Araber rufen zum Generalstreik auf.
Der unter Arabern landesweit populäre arabische Nationalist Izz ad-Din Al-Kassam ruft zum bewaffneten Kampf auf.
November 1935
Izz ad-Din Al-Kassam getötet – Kassam wird Märtyrer
Britische Soldaten stellen am 20. November 1935 die Gruppe um den arabischen Partisanenführer Al-Kassam im Tal von Dotan und töten ihn und drei weitere Rebellen. Al-Kassam wird mit seinem Tod zu einem Che Guevara der palästinensischen Araber. Den Namen Al-Kassam wird später der bewaffnete Flügel der Hamas in Gaza annehmen (“Al-Kassam-Brigaden”)
1936
1936-1939
Arabischer Aufstand
21. April 1936
Arabischer Generalstreik wird ausgerufen
Vor dem Hintergrund der schlechten Lage der arabischen Bevölkerung Palästinas und der zunehmenden jüdischen Einwanderung rufen in Nablus die fünf wichtigsten arabischen Parteien Palästinas zum Generalstreik auf.
April 1936
Gründung des Arabischen Hohen Kommittees (AHC)
Das AHC richtet sich mit seiner Gründung am 25. April 1936 an die britische Mandatsmacht und erhebt drei Forderungen: Verbot der jüdischen Einwanderung, Verbot des Landverkaufs an Juden, Errichtung einer arabischen Regierung.
Juni 1936
Ben Gurion: Friede ist nur Mittel zum Zweck
Angesichts der Dimension des Aufstands ändert der zuvor moderate Ben Gurion seine Haltung gegenüber den Arabern. Ähnlich wie Wladimir Jabotinsky, der schon 13 Jahre zuvor in seinem Essay “Eiserne Mauer” für eine harte Politik gegenüber den Arabern plädiert hat, schreibt Ben Gurion am 9. Juni 1936 in einem Brief an die Exekutive der Jewish Agency
Friede ist für uns ein Mittel.
Der endgültige Zweck ist die komplette und volle Realisation des Zionismus. […]
Nur wenn die Araber vollständig verzweifelt sind – verzweifelt nicht nur weil die Unruhen und ihre Versuche einer Rebellion zu nichts führen, sondern verzweifelt auch angesichts unseres Wachstums – nur dann werden sie sich mit einem jüdischen Land Israel abfinden
1937
7. Juli 1937
Peel-Kommission empfiehlt Teilung Palästinas
Die britische Regierung hat eine Untersuchungs-Kommission unter Leitung von Lord Peel eingesetzt, um die Ursachen des Arabischen Aufstandes von 1936 zu untersuchen. Die Kommission kommt am 7. Juli 1937 zu dem Schluß, daß Großbritannien den ursprünglichen Auftrag des Völkerbund-Mandats nicht erfüllen kann (Hilfe bei der Errichtung einer jüdischen “Heimstätte”, ohne die Rechte der Araber zu verletzen).
Die Peel-Kommission schlägt die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat vor, und empfiehlt einen Bevölkerungstransfer.
Das Arabische Hohe Kommittee lehnt den Peel-Plan sofort ab. Der arabische Aufstand wird durch den Teilungsplan befeuert.
Die Sitzung des Zionistischen Kongresses von 1937 lehnt den Vorschlag ebenfalls ab, obwohl sich David Ben-Gurion und Chaim Weizmann für den Plan aussprechen. Angesichts der immer schlimmeren Gräuel des Naziregimes bereuen auf zionistischer Seite manche, diese Chance auf einen souveränen kleinen Staat vertan zu haben.
Oktober 1937
Ben Gurion: Wir wollen ganz Palästina
Ben Gurion schreibt am 5. Oktober 1937 – also 11 Jahre vor der Gründung von Israel – an seinen Sohn Amos:
Wir errichten jetzt erst einmal einen jüdischen Staat, auch wenn er sich nicht über das ganze Land erstreckt.
Der Rest wird mit dem Lauf der Zeit kommen. Es muss kommen.
1938
30. September 1938
Münchner Abkommen
Großbritannien, Frankreich, Italien und das Deutsche Reich beschliessen im Münchner Abkommen, daß die Tschechoslowakei das Sudetengebiet an Hitler-Deutschland abtreten muss. Der Einspruch der Tschechoslowakei wird ignoriert. Am 1. Oktober marschiert die Wehrmacht ins Sudentenland ein.
November 1938
Woodhead-Kommission
Die Woodhead-Kommission soll den Teilungs-Plan der Peel-Kommission im Detail ausarbeiten.
Sie schlägt am 9. November 1938 drei Optionen vor. Die britische Regierung veröffentlicht den Bericht mit der Bewertung, daß eine Teilung Palästinas aus politischen, finanziellen und administrativen Gründen derzeit nicht möglich ist.
1939
Februar – März 1939
Londoner Konferenz
Da Großbritannien den Teilungsplan der Peel-Kommission verworfen hat und die Vorschläge der Woodhead-Kommission keinen Erfolg versprechen, lädt die britische Regierung Vertreter der arabischen und jüdischen Seite nach London ein, um einen Kompromiss zu erarbeiten (7. Februar – 17. März).
Die arabische Seite lehnt die britischen Vorschläge ab, weil sie auf einen arabisch-jüdischen Staat Palästina hinaus laufen.
Die jüdische Seite lehnt sie ab, weil die Einwanderung von Juden stark begrenzt werden würden.
Aus Protest gegen die anti-zionistischen Vorschläge verübt der jüdische Untergrund (Irgun) in ganz Palästina Anschläge. 38 Araber werden getötet, 44 verletzt (27. Februar).
Die britischen Vorschläge fließen in das sogenannte Weißbuch von 1939 ein.
Zwei Tage vor Ende der Londoner Konferenz bricht Hitler das Münchner Abkommen und lässt die Wehrmacht nach dem Sudentenland auch die restliche Tschechoslowakei besetzen.
Mai 1939
Weißbuch der britischen Regierung (“White Paper”)
Auf Grundlage ihrer Vorschläge aus der Londoner Konferenz gibt die britische Regierung am 17. Mail 1939 das sogenannte Weißbuch heraus. Darin wird die weitere Politik der Mandatsmacht England beschrieben. Unter anderem wird bestimmt:
- Verzicht auf eine Teilung Palästinas.
- Errichtung eines jüdischen Staates innerhalb der nächsten 10 Jahre.
- Starke Beschränkung der jüdischen Immigration (nur 75.000 innerhalb der nächsten 5 Jahre).
- Der Erwerb von Land durch Juden soll beschränkt werden.
Die arabische Seite lehnt das Weißbuch zunächst ab, stimmt aber im Juli 1940 durch Unterschrift zu.
Die jüdische Seite lehnt das Weißbuch kategorisch ab. In Palästina kommt es zu schweren Unruhen unter der jüdischen Bevölkerung; ein Generalstreik wird ausgerufen.
Während des Zweiten Weltkriegs muss die zionistische Seite den Spagat vollbringen, an der Seite Englands gegen Hitler zu kämpfen, und mit Blick auf das Weißbuch gegen die Engländer zu kämpfen. Ben Gurion sagte dazu:
We will fight the White Paper as if there is no war, and fight the war as if there is no White Paper.
September 1939
Hitler-Deutschland überfällt Polen
Mit dem Angriff Deutschlands auf Polen beginnt am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg.
1942
Januar 1942
Wannsee-Konferenz
In Berlin beschliessen Vertreter mehrerer deutscher Behörden am 20. Januar 1942 die sogenannte “Endlösung der Judenfrage“, also den systematischen Mord an den europäischen Juden.
Mai 1942
Biltmore-Konferenz
Im New Yorker Hotel Biltmore treffen sich vom 6.-11. Mai 1942 600 zionistische Abgeordnete verschiedener Länder. Sie formulieren ihr oberstes politisches Ziel neu. Hatte man bisher die vage Formulierung der britischen Balfour-Deklaration von 1917 übernommen – die Errichtung einer nationalen Heimstätte – wird nun konkret die Schaffung eines “Jüdischen Commonwealth” angestrebt:
Die Konferenz fordert, dass die Tore von Palästina geöffnet werden;
dass die Jewish Agency die Kontrolle über die Einwanderung nach Palästina erhält und die notwendige Autorität für den Aufbau des Landes, einschließlich der Entwicklung ihrer unbewohnten und unbebauten Ländereien;
und dass Palästina als jüdisches Commonwealth etabliert wird, das in die Struktur der neuen demokratischen Welt integriert ist.
Die Biltmore-Konferenz ist auch der Höhepunkt im Machkampf innerhalb des Zionistischen Kongresses: David Ben Gurion setzt sich gegen Chaim Weizmann durch, dem seine pro-britische Haltung zum Verhängnis wird.
1944
April 1944
KZ-Insassen berichten nach Flucht über Holocaust
Den KZ-Häftlingen Rudolph Vrba and Alfred Wetzler gelingt am 7. April 1944 die Flucht aus Auschwitz. Sie liefern präzise Informationen über das Todeslager. Die Informationen kommen zwischen Juli und Oktober in Washington an. Die Allierten unternehmen keine militärischen Aktionen gegen Auschwitz.
Juni 1944
Exekutive der Jewish Agency lehnt Bombardierung von Auschwitz ab
Der Vorsitzende der Exekutive Ben-Gurion begründet das am 11. Juni 1944 so:
Wir kennen die Wahrheit über die gesamte Situation in Polen nicht, und es scheint, dass wir in dieser Angelegenheit nichts vorschlagen können.
Später fordern führende Zionisten die Allierten dazu auf, Auschwitz zu bombardieren.
06. November 1944
Ermordung von Lord Moyne in Kairo
Der britische Konsul in Ägypten befürwortet zwar die Teilung Palästinas in einen jüdischen und arabischen Teil. Er ist aber gegen eine massive jüdische Immigration nach Palästina. Er hat 1942 die türkische Regierung gebeten, das mit jüdischen Flüchtlingen beladene Schiff Struma nicht durch den Bosporus nach Palästina zu lassen. Das Schiff ging nach einer Explosion unter und Hunderte ertranken. Das wurde zu seinem Todesurteil.
Am 6. November 1944 wird Lord Moyne von Mitgliedern einer jüdischen Terroristengruppe ermordet (“Stern-Group”).
Einer der Mitglieder der Stern-Gruppe, Jitzchak Schamir, wird später Ministerpräsident von Israel.
Winston Churchill war grundsätzlich pro-zionistisch eingestellt. Er war aber auch ein persönlicher Freund von Moyne. Nach dem Attentat bemerkte er: Man müsse überlegen ob sich nicht die Träume vom Zionismus im Pulverdampf der jüdischen Attentäter auflösen würden.
1947
Februar 1947
Palästina-Frage wird den Vereinten Nationen übertragen
Die für Palästina zuständige Mandatsmacht England übergibt die Palästina-Frage am 14. Februar 1947 an die Vereinten Nationen
April 1947
Kommandant von Auschwitz wird hingerichtet
Rudolf Höß, der Lagerkommandant des Vernichtungslagers Auschwitz, wird nach der Verurteilung durch das Oberste polnische Volksgerichts am 16. April 1947 in Auschwitz gehängt.
Juni 1947
Status-quo-Vertrag
Zwischen der weltlichen jüdischen Einwanderungsbehörde Jewish Agency und den Orthodoxen Juden Palästinas wird am 19. Juni 1947 der “Status Quo”-Vertrag geschlossen. Festgelegt wird:
Im künftigen jüdischen Staat wird der Samstag der offizielle Ruhetag (Schabbat).
Die staatlich betriebenen Küchen werden koscher.
Die Jewish Agency sorgt dafür, dass Angelegenheiten des persönlichen Status durch das jüdische Gesetz geregelt werden.
Die Autonomie der religiösen Bildungssysteme bleibt erhalten.
Juli 1947
Jüdische Terroristen ermorden zwei britische Soldaten
Die Untergrund-Miliz Irgun (IZL) erhängt die zuvor entführten britischen Soldaten Mervyn Paice und Clifford Martin (30. Juli). Bitt-Briefe der Eltern an Irgun-Chef Menachem Begin haben keine Wirkung. Die Leichen werden in der Nähe von Netanya in einem Wald nochmals aufgehängt und mit Sprengfallen versehen. Beim Versuch die Toten zu bergen kommen weitere Briten ums Leben.
29. November 1947
Resolution 181 (II) der UN-Vollversammlung
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen beschließt mit Resolution 181 die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat, sowie die Internationalisierung Jerusalems. In den jüdischen Gemeinden Palästinas wird gefeiert, aber bald kommt es zu ersten Auseinandersetzungen mit arabischen Milizen.
Der rechts-konservative Politiker Menachem Begin, der 1977 Ministerpäsident von Israel wird, sagt einen Tag nach dem UN-Beschluss:
Die Teilung Palästinas ist unrechtmäßig. Wir werden das nie anerkennen. […]
Das Land Israel wird für das Volk Israel wiederhergestellt werden. Das ganze Land.
Dezember 1947
Jüdische Terroristen verüben zwei Anschläge in Jerusalem und Jaffa
Die Untergrund-Miliz Irgun (IZL) verübt am 29. Dezember 1947 einen Bombenanschlag am Jerusalemer Damaskus-Tor, das vor allem von Arabern benutzt wird. 11 Araber kommen ums Leben, 30 werden verwundet. Im benachbarten Jaffa wirft ein Irgun-Kommando eine Bombe in ein volles Cafè. 40 Araber sterben.
Dezember 1947
Araber massakrieren 39 jüdische Arbeiter einer Raffinerie in Haifa
Als Reaktion auf die tags zuvor erfolgten jüdischen Anschläge in Jerusalem und Jaffa tötet eine aufgebrachte arabische Menge in Haifa 39 Juden (30.12.).
Dezember 1947
Jüdische Miliz überfällt arabisches Dorf als Vergeltung für Haifa
Die Untergrund-Miliz Palmach greift in der Nacht des 31. Dezember das nahe Haifa gelegene Dorf Balad al-Sheikh an. Der Kommandeur befiehlt eine maximale Zahl an Erwachsenen zu töten. 70 Araber werden getötet, darunter zwei Frauen und 5 Kinder.
1948
1948 – 1949
Unabhängigkeitskrieg Israels
1948-1951
Jüdische Masseneinwanderung
Aus arabischen Staaten kommen viele Juden nach Israel, insbesondere aus Ägypten, Irak und Jemen, sowie aus Polen und Rumänien (knapp 700.000 Personen).
April 1948
Arabische Niederlage von Qastel
Der arabische Volksheld und Kommandeur der Milizen von Jerusalem, Abd al-Qadir al-Husseini, versucht am 8. April das in der Nähe von Jerusalem gelegene und strategisch wichtig gelegene arabische Dorf Qastel von den jüdischen Milizen zurück zu erobern. Al-Husseini kommt zu Tode, und wird am folgenden Tag in Jerusalem beigesetzt. Zehntausende nehmen teil.
April 1948
Massaker von Deir Jassin
Fünf Wochen vor der Staatsgründung Israels und vor dem Einmarsch arabischer Truppen nach Israel / Palästina überfallen jüdische Milizen das nahe Jerusalem gelegene arabische Dorf Deir Jassin (9. April).
Die Dorfältesten hatten zuvor einen Nichtangriffspakt mit dem für diese Region zuständigen jüdischen Kommandeur getroffen.
Die Milizen töten bis zu 120 meist zivile Dorfbewohner. Es kommt dabei auch zu Plünderungen, Folterungen, Vergewaltigungen und systematischen Hauszerstörungen.
April 1948
Beginn der Nakba
Die Nachricht vom Massaker in Deir Jassin verbreitet sich zuerst in Jerusalem unter den Teilnehmern der Beisetzung von Abd al-Qadir al-Husseini, und bald in ganz Palästina. Viele Palästinenser begeben sich auf die Flucht, wobei die jüdischen Milizen die Flucht befeuern so gut sie können. Wer nicht flüchtet wird zum größten Teil vertrieben. Das war der Beginn der “Nakba“, der Katastrophe des palästinensischen Volkes.
Mai 1948
Ausrufung des Staates Israel
Mit der Beendigung des britischen Mandats erklärt David Ben Gurion am 14. Mai 1948 in Tel Aviv die Unabhängigkeit des Staates Israel.
Mai 1948
Israelischer Unabhängigkeitskrieg
Am 15. Mai 1948, einen Tag nach Ausrufung des Staates Israel, marschieren arabische Militärverbände in Palästina / Israel ein
Mai 1948
Gründung der israelischen Armee
Aus der bewaffneten jüdischen Untergrundbewegung Haganah wird am 31. Mai 1948 die offizielle israelische Armee gegründet (IDF / Zahal).
Mai 1948
Einführung einer eigenen israelischen Währung
Das israelische Pfund (I£) wird am 31. Mai 1948 die offizielle Währung Israels.
1949
Januar 1949
Erste Parlamentswahl in Israel
Am 25. Januar 1949 findet die Wahl zum 1. Israelischen Parlament statt (Knesset).
Februar 1949
Ben Gurion erster Ministerpräsident von Israel
Die Knesset wählt am 14. Februar 1949 David Ben Gurion zum ersten Ministerpräsidenten Israels.
Februar 1949
Weizmann erster Staatspräsident von Israel
Chaim Weizmann wird am 16. Februar 1949 zum ersten Staatspräsidenten Israels gewählt.
Februar 1949
Waffenstillstandsabkommen mit Ägypten
Israel schließt ein Waffenstillstandsabkommen mit Ägypten (24. Februar 1949); Abkommen mit dem Libanon, Transjordanien und Syrien folgen bis Ende Juli.
Mai 1949
Aufnahme Israels in die UN
Israel wird am 11. Mai 1949 Mitglied der Vereinten Nationen
1950
Januar 1950
Jerusalem wird Hauptstadt von Israel
Die Knesset beschliesst am 23. Januar 1950, dass Jerusalem die Hauptstadt Israels ist.
Juli 1950
Gesetz auf Recht zur Einwanderung für Juden
Die Knesset verabschiedet am 5. Juli 1950 das “Rückkehrgesetz”: Jeder Jude weltweit hat das Recht nach Israel einzuwandern.
September 1950
Jordanien annektiert die Westbank
Jordanien annektiert am 10. September das von ihm seit 1948 besetzte Westjordanland.
1951
27. September 1951
Bundestag anerkennt deutsche Verantwortung für Nazi-Verbrechen an Juden
Ein halbes Jahr später genehmigt die Knesset die Aufnahme von Verhandlungen über “Wiedergutmachung“.
1952
10. September 1952
Israel und Deutschland schließen Wiedergutmachungsabkommen
Wassenaar (Luxemburg) : Die BRD sagt zu 3,5 Milliarden Mark Entschädigung an Israel und die Jewish Claims Conference zu zahlen.
Israel befindet sich in einer schweren Wirtschaftskrise und ist dringend auf das Geld angewiesen. Das Abkommen ist in Israel sehr umstritten. Die Opposition will kein “Blutgeld” von Deutschland. Im Januar 1952 tobt Oppositionsführer Menachem Begin – der 1977 Ministerpräsident wird – auf einer großen Kundgebung in Tel Aviv:
Das wird ein Krieg auf Leben und Tod.
Es gibt keinen Deutschen, der nicht unsere Väter ermordet hat.
Adenauer ist ein Mörder. Jeder Deutsche ist ein Mörder.
Das Abkommen führt zu einer ersten Verschlechterung der Beziehungen zur arabischen Welt. Ägyptens Staatspräsident Nasser wird den späteren deutschen Kanzler Erhard fragen:
Warum ist es notwendig, daß Israel das Erbe der jüdischen Opfer Hitler-Deutschlands antritt? Wiedergutmachungszahlungen an einzelne Juden und an einzelne Familien — dafür haben wir Verständnis [… aber] Die meisten [Überlebenden] sind nach Amerika und Westeuropa ausgewandert.
1953
Oktober 1953
Einheit 101 von Ariel Scharon verübt Massaker von Qibya
Ein arabischer Terrorist hat gegenüber dem jordanischen Dorf Qibya in Israel eine jüdische Mutter und deren beide Kinder getötet. Die “Anti-Terror-Einheit” 101 unter Major Scharon wird mit der Vergeltung gegen das jordanische Dorf Qibya beauftragt, obwohl die jordanische Regierung plausibel versichert, bei der Verfolgung des Täters mitzuwirken, und von einseitigen Schritten abrät.
Scharon fordert seine Soldaten vor dem Einsatz in Qibya auf “zu töten und maximal zu zerstören“. Am 14. Oktober 1953 überfällt die Einheit Scharons das Dorf während der Nacht und richtet ein Massaker unter der Zivilbevölkerung an.
November 1953
David Ben-Gurion erklärt Rücktritt
Nachdem sich der Staatsgründer Israels und langjährige Ministerpräsident Ben-Gurion schon im Sommer aus Erschöpfung weitgehend aus den Amtsgeschäften zurückgezogen und sie an Moshe Scharett übergeben hat, erklärt er am 2. November seinen Rücktritt. Ben-Gurion zieht sich in die Siedlung Sede Boker in der Wüste Negev zurück (effektive Amtsübergabe Januar 1954).
1954
1954
Nasser fürchtet Isolation
Ägyptens Präsident Nasser fürchtet die Westmächte USA und England wollen Ägypten isolieren und die arabische Welt in der Blockpolitik des Kalten Kriegs auf die Seite des Westens ziehen. Nasser sieht die Verträge zwischen der Türkei und Pakistan (April 1954), den militärischen Hilfs-Pakt zwischen den USA und dem Irak (April 1954), den Militärpakt zwischen den USA und Libyen (September 1954) und den sogenannten Bagdad-Pakt zwischen der Türkei und dem Irak (Februar 1955) als Unterminierung seiner pan-arabischen Politik, mit der Nasser eine Neutralität zwischen West und Ost anstrebt.
Juli 1954
Israelische Terroranschläge in Ägypten
Der israelische Militärgeheimdienst verübt am 14. Juli 1954 in Ägypten mehrere Brand- und Sprengstoff-Anschläge, vor allem auf englische und amerikanische Einrichtungen. Es soll so aussehen, als würden ägyptische Fundamentalisten dahinter stecken.
Das Ziel: die Beziehungen der USA zu Ägyptens sollen sich verschlechtern und der Abzug der letzten britischen Truppen vom Suez-Kanal verhindert werden. Weil ein Brandsatz in der Tasche eines israelischen Geheimdienstlers vorzeitig zündet, fliegt der Spionagering auf.
In Israel führt das zur sogenannten “Lavon-Affäre“, da Verteidigungsminister Lavon den Befehl für diese Anschläge gegeben haben soll.
1955
1955-1957
Jüdische Immigration aus Nordafrika
Aus Nordafrika kommen viele jüdische Einwanderer (ca. 100.000)
Januar 1955
Zwei israelische Spione in Ägypten gehängt
Von den elf festgenommenen israelischen Spionen, die im Juli 1954 Anschläge in Ägypten verübt hatten, werden am 20.Januar 1955 zwei gehängt. Ben Gurion verlangt von seinem Rückzugsort Sede Boker aus den Rücktritt von Verteidigungsminister Lavon.
Februar 1954
Rücktritt von Lavon
Der israelische Verteidigungsminister Lavon tritt am 7. Februar 1954 wegen der “Lavon-Affäre” zurück (Vgl. 1954).
Februar 1955
Ben Gurion wird Verteidigungsminister
Der frühere israelische Ministerpräsident David Ben Gurion kehrt aus seinem Rückzugsort Sde Boker (Negev) auf die politische Bühne zurück und wird am 21.Februar 1955 zum Verteidigungsminister bestellt.
Februar 1955
Israel attackiert ägyptischen Konvoi in Gaza
Am 25. Februar wurde ein israelischer Bewohner von Rehovot von Palästinensern getötet, die mutmaßlich aus dem ägyptisch besetzten Gazastreifen kamen. Ben Gurion nimmt diesen Anlass, um in Gaza Vergeltung gegen Ägypten zu üben. Unter dem Befehl von Ariel Scharon werden am 28. Februar ein ägyptischer Militärposten und ein herankommender Konvoi überfallen. 38 ägyptische Soldaten werden getötet.
November 1955
Ben-Gurion wird erneut Ministerpräsident
Dezember 1955
USA versprechen Ägypten Kredit für Assuan-Staudamm
Gemeinsam mit Großbritannien macht US Außenminister John Foster Dulles am 16. Dezember 1955 Ägypten für den Bau des Assuan-Staudamms eine Kredit-Zusage über 70 Mio. Dollar. Weitere 400 Mio. seitens der Weltbank, der USA und Englands standen in Aussicht. Das Hauptmotiv: Ägypten soll sich nicht an die UdSSR nähern.
Dezember 1955
Chruschtschow attackiert Israel
Nikita Chruschtschow, der Generalsekretär der Kommunisten Partei der UdSSR, attackiert Israel am 29. Dezember 1955 scharf: “Seit den ersten Tagen ihrer Existenz hat Israel eine feindselige und drohende Haltung gegenüber seinen Nachbarn eingenommen.” Die UdSSR umwerben Ägypten, worauf Ägyptens Präsident Nasser eingeht.
1956
Juli 1956
USA nehmen Kreditzusage an Ägypten zurück
Juli 1956
Ägyptens Präsident Nasser verstaatlicht Suez-Kanal
Oktober 1956
Israel, Frankreich, England vereinbaren Angriffskrieg gegen Ägypten
Nachdem Ägyptens Präsident Nasser den Suezkanal verstaatlicht und die für Israel wichtige Wasserstraße von Tiran blockiert hat vereinbaren Israel, England und Frankreich am 24. Oktober 1956 im geheimen Abkommen von Sèvres Ägypten anzugreifen.
Oktober 1956
Israel, Frankreich, England beginnen Suez-Krieg
Am 29. Oktober 1956 beginnen Frankreich, England und Israel ihren im Voraus gemeinsam geplanten Angriffskrieg gegen Ägypten. Angesichts der frühen Anfangserfolge der israelischen Armee spricht Ministerpräsident Ben-Gurion in der Knesset vom “Dritten Königreich Israel”. Die Euphorie hält nicht lange: Die Sowjetunion und die USA fordern die drei Angreifer ultimativ zum Rückzug auf. Ben-Gurion, der bis dahin eher militärischer Falke war, scheint angesichts dieser demütigenden Erfahrung zur Taube zu werden. Der Krieg endet bereits am 6. November.
Oktober 1956
Israelische Grenzpolizei verübt Massaker von Kafr Qasim
Aufgrund des beginnenden Suez-Kriegs verschärfen die israelischen Behörden eine Ausgangssperre (ab 16 Uhr statt ab 17 Uhr). Im arabischen Dorf Kafr Qasim kehren am nachmittag des 29. Oktober 1956 gegen fünf Uhr Dutzende Landarbeiter von den Feldern zurück. Sie wissen nichts von der veränderten Ausgangssperre. Die israelische Grenzpolizei stellt die unbewaffneten und wehrlosen Männer, Frauen und Kinder zur Erschießung auf. 48 Menschen werden ermordet.
November 1956
Israelische Armee verübt Massaker von Khan Yunis
Während des Suez-Kriegs dringen israelische Einheiten am 3. November im Gazastreifen ins palästinensische Flüchtlingslager Khan Yunis ein und ermorden laut Bericht der Vereinten Nationen 275 Zivilisten.
Der 8-jährige Junge Abdel Aziz al-Rantisi ist Zeuge der Hinrichtung seines Onkels. Er wird später politischer Chef der Hamas und radikaler Gegner Israels.
November 1956
Israelische Armee verübt Massaker von Rafah
Wenige Tage nach Ende des Suez-Kriegs dringen am 12. November 1956 israelische Einheiten im Gazastreifen in das palästinensische Dorf Rafah ein und ermorden 110 Zivilisten.
1957
Dezember 1957
Waffendeal Schimon Peres – Franz Josef Strauß
Eine israelische Abordnung um Schimon Peres trifft sich heimlich mit dem deutschen Verteidigungsminister in dessen Privathaus in Rott am Inn. Deutschland liefert im Anschluß inoffiziell Waffen und Ausrüstung im Wert von 300 Mio. DM.
1960
März 1960
Ben Gurion trifft Adenauer
Premierminister David Ben Gurion und Bundeskanzler Konrad Adenauer treffen sich am 14. März 1960 in New York. Ben-Gurion erklärt der Presse, das heutige Deutschland sei nicht mehr das Deutschland der Nazi-Zeit.
1961
April 1961
Eichmann-Prozeß in Jerusalem
In Jerusalem startet am 11. April 1961 der Prozess gegen SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann, der maßgeblich die Transporte von Juden in die Vernichtungslager organisierte.
Ben-Gurion erwartet vom Generalstaatsanwalt, den Prozeß nicht zu einem anti-deutschen Ereignis werden zu lassen.
Die deutsch-jüdisch-amerikanische Philosophin Hannah Arendt berichtet aus Jerusalem über den Prozeß. Zum Entsetzen vieler Israelis und Amerikaner spricht sie von der “Banalität des Bösen” und zeigt, dass die sogenannten “Judenräte” aktive Helfer der Nazis waren, um Juden in die Läger zu transportieren.
1962
Juni 1962
Hinrichtung von Eichmann in Jerusalem
Am 1. Juni 1962 wird SS Obersturmbannführer Eichmann, der im Reichssicherheitshauptamt für die Transporte von Juden in die Konzentrationslager verantwortlich war, in Jerusalem hingerichtet.
1963
Juni 1963
Ben Gurion tritt zurück
Am 16. Juni 1963 tritt David Benin Gurion als Ministerpräsident Israel zurück. Sein Nachfolger wird Levi Eschkol (26. Juni)
Juli 1963
Kennedy fordert US Inspektion der israelischen Atomanlage Dimona
Die US Administration will verhindern, dass Israel Atommacht wird. US Präsident John F. Kennedy fordert den neuen Ministerpräsidenten Levi Eschkol am 5. Juli 1963 beinahe ultimativ auf, amerikanische Inspektionen der Versuchsanlage Dimona zuzulassen:
I am sure you will agree that these visits should be as nearly as possible […], thereby resolving all doubts as to the peaceful intent of the Dimona project.
As I wrote to Mr. Ben-Gurion, this government’s commitment to and support of Israel could be seriously jeopardized if it should be thought that we were unable to obtain reliable information on a subject as vital to peace as the question of Israel’s effort in the nuclear field.
Den Weg Israels zur Atommacht versperren weder Kennedy noch dessen Nachfolger Johnson.
1965
Mai 1965
Israel und die Bundesrepublik Deutschland nehmen diplomatische Beziehungen auf
Bundeskanzler Ludwig Erhardt und Premierminister Levi Eschkol formalisieren am 12. Mai 1965 diplomatische Beziehungen. Der Amtsantritt des deutschen Botschafters in Israel führt zu Tumulten.
Mai 1965
Arabische Staaten brechen Beziehungen zur BRD ab
Nachrichtensprecher im westdeutschen Fernsehen (13. Mai 1965):
Bonn: Die Bundesrepublik und Israel haben heute Nachmittag die Aufnahme voller diplomatischer Beziehungen bekannt gegeben. Als Antwort darauf haben nach dem Irak heute auch Syrien, Kuwait, Ägypten und Jordanien die diplomatischen Beziehungen zur Bundesrepublik abgebrochen. Der Libanon hat einen ähnlichen Schritt angekündigt.
1966
Dezember 1966
Literatur-Nobelpreis für Schmuel Josef Agnon
Als erster israelischer Schriftsteller erhält S.J. Agnon den Nobelpreis für Literatur (10.Dezember 1966)
1967
Juni 1967
Sechtagekrieg (“Junikrieg”)
Israel führt vom 5. bis zum 10. Juni einen Präventiv-Krieg gegen Ägypten, Syrien und Jordanien. Israel nimmt das arabische Ost-Jerusalem ein, besetzt die Sinai-Halbinsel, das Westjordanland, die syrischen Golanhöhen und den Gaza-Streifen. Lange Zeit gilt der Präventivschlag als gerechtfertigt, da die Araber offenbar kurz davor waren, Israel anzugreifen. Das ist widerlegt.
Der ehemalige israelische Botschafter in den USA, Michael B. Oren, fasst später zusammen:
Nach allen Berichten, die Israel von den Amerikanern erhielt, und den Geheimdienstinformationen zufolge hatte Nasser kein Interesse an einem Blutvergießen.
Der Oberbefehlshaber und spätere Ministerpräsident Jitzchak Rabin meint später gegenüber der französischen Zeitung Le Monde:
Ich glaube nicht, dass Nasser einen Krieg wollte.
Die zwei Divisionen, die er in den Sinai schickte, hätten nicht ausgereicht, um einen Angriffskrieg zu beginnen.
Er wusste das und wir wussten es.
August 1967
Arabische Konferenz von Khartoum
Nach der Niederlage des Sechstagekriegs beschließt die Arabische Liga während ihres Gipfeltreffens in der sudanesischen Hauptstadt Khartoum am 28. August 1967 ihre berühmten drei “Neins”:
Nein zur Anerkennung Israels,
Nein zu Verhandlungen,
Nein zu einem Friedensvertrag.
Das “Nein” aus Khartoum bestätigt Israel und die westlichen Beobachter in ihrer Annahme, dass die Araber unversöhnlich sind. In Wirklichkeit sind die in Khartoum beteiligten arabischen Staats- und Regierungschefs während der Konferenz bemüht, untereinander zu einem Verständnis mit Israel zu gelangen. Aus seiner Position der Stärke heraus verzichtet Israel auf Versuche zu einem Ausgleich zu kommen. [Vgl. Avi Shlaim, Iron Wall, Poor Litle Samson 1963-69]
Als Ägypten Jahre später – nach den Camp David Verhandlungen – einen separaten Frieden mit Israel schloß wurde es von den anderen arabischen Staaten geächtet.
November 1967
Resolution 242 des UN-Sicherheitsrates
Die Vereinten Nationen verlangen von Israel am 22. November 1967 mit der Resolution 242 den Rückzug von besetzten Gebieten. Diese vorsätzlich ungenaue Formel (“von besetzten Gebieten”, statt “aus allen besetzten Gebieten”) gibt Israel bis heute die Möglichkeit selbst zu definieren, aus welchen oder aus wie vielen Gebieten sie sich eventuell zurück ziehen wird.
1969
1969 – 1970
Abnutzungskrieg zwischen Israel und Ägypten
15. Dezember 1969
Golda Meir wird Ministerpräsidentin Israels
1970
28. September 1970
Ägyptens Staatspräsident Gamal abd-el Nasser stirbt
1971
Juli 1971
Ende des palästinensisch-jordanischen Bürgerkriegs (“Schwarzer September”)
Die PLO, die in Jordanien eine politisch und militärisch starke Position errungen hat, will 1970 die Macht übernehmen und König Hussein stürzen. Es kommt zu langen Kämpfen, in denen auch syrische Truppen eingreifen. König Hussein kann sich durchsetzen. Die Kämpfe enden am 18. Juli. Rund 100.000 PLO-Milizen müssen das Land verlassen. Die PLO wählt Beirut als neues Hauptquartier.
1973
Oktober 1973
Yom-Kippur-Krieg
Dieser Krieg hat sich mehrere Jahre lang angekündigt. Der “Sechstagekrieg” vom Juni 1967 war für Ägypten eine schwere und demütigende Niederlage.
Nach dem Tod des damaligen ägyptischen Präsidenten Gamal abd-el Nasser drängt der neue Präsident Anwar Es-Sadat Israel zu einem Friedensschluß mit Israel. Er wird wiederholt zurück gewiesen: Israel fühlt sich als mächtiger Sieger, der nicht verhandeln muss.
Um die Niederlage des Kriegs von 1967 wett zu machen sieht Sadat keine andere Wahl als Israel anzugreifen. Es geht nur um das Prestige. Sadat plant von Anfang an, dass sich seine Armee nach ersten Erfolgen wieder zurück zieht.
An Yom Kippur, dem höchsten Feiertag Israels, greifen Ägypten und Syrien Israel an. Der Krieg dauert vom 6.-26.Oktober 1973. Mit Hilfe der USA kann sich Israel mit großer Not gegen die Angreifer erwehren und erleidet für seine Verhältnisse schwere Verluste.
Resolution 338 des UN-Sicherheitsrates (22.10.)
UN-Nahostkonferenz in Genf (21./22.12.)
1974
Entflechtungsabkommen Israels mit Ägypten (18.1.) und Syrien (31.5.)
April 1974
Golda Meir tritt als Ministerpräsidentin zurück
Golda Meir übernimmt die Verantwortung für den aus israelischer Sicht desaströsen Yom-Kippur-Kriegs und tritt am 10. April 1974 zurück.
April 1974
Massaker von Kirjat Shmona
Eine Miliz der PLO-Fraktion PFLP dringt aus dem Südlibanon nach Israel ein und verübt am 11. April 1974 in der Kleinstadt Kirjat Shmona ein Massaker. 18 Menschen kommen zu Tode.
Juli 1974
Jitzchak Rabin wird Ministerpräsident
Der ehemalige Generalstabschef während des Sechs-Tage-Kriegs von 1967 wird am 3. Juli 1974 Ministerpräsident Israels.
November 1974
Jassir Arafat vor den Vereinten Nationen
Der Vorsitzender der PLO Jassir Arafat spricht am 13. November 1974 zum ersten mal vor den Vereinten Nationen. Die berühmt gewordenen Passage lautet:
Heute bin ich mit einem Olivenzweig und der Pistole eines Freiheitskämpfers in meiner Hand gekommen.
Lasst den Olivenzweig nicht aus meiner Hand fallen.
1975
4. September 1975
Sinai-Abkommen zwischen Israel und Ägypten
November 1975
UN erklären Zionismus als rassistisch
Mit der Resolution 3379 erklärt die Generalversammlung der Vereinten Nationen am 10. November 1975:
Die Generalversammlung, unter Hinweis auf ihre Resolution 1904 vom 20. November 1963 […]
zur Beseitigung aller Formen der Rassendiskriminierung […]
Beschließt, dass der Zionismus eine Form von Rassismus und Rassendiskriminierung ist.”
1976
Juli 1976
Operation Entebbe
Deutsche und palästinesische Terroristen haben ein Passagierflugzeug der Air France nach Entebbe entführt (Uganda). Unter den Passagieren waren über hundert Israelis. Israel schickt eine Spezialeinheit. Die Rettungsaktion startet am 4. Juli 1976. Während der erfolgreichen Befreiung der Geiseln wird der israelische Soldat Yonatan Netanjahu als einziger des Befreiungskommandos getötet. Dessen Bruder Benjamin Netanjahu wird später Ministerpräsident; er betrachtet spätestens seit damals die Palästinenser als den ewigen Feind.
1977
Mai 1977
Likud gewinnt erstmals die Wahlen
Die rechts-konservative Partei Likud unter dem Parteivorsitzenden Menachem Begin gewinnt erstmals die Wahlen in Israel (17. Mai 1977).
20 Juni 1977
Begin wird Ministerpräsident
Am 20. Juni 1977 wird der rechtskonservative Menachem Begin (Likud) Ministerpräsident Israels. Damit ist nicht nur die jahrzehntelange politische Vorherrschaft der linken Arbeiterpartei gebrochen, sondern auch ein Richtungswechsel in der israelischen Gesellschaft eingeläutet: Die lange Zeit unterprivilegierte Bevölkerungsgruppe der “Mizrahim” (der arabisch-stämmigen Juden), die überwiegend für Begin gestimmt haben, beginnt sich von der privilegierten Schicht der eurpäisch-stämmigen “Aschkenasim” zu emanzipieren.
November 1977
Rede des ägyptischen Staatspräsidenten Anwar al-Sadat vor der Knesset
Als erster arabischer Staatschef spricht Sadat am 20. November 1977 vor dem israelischen Parlament in Jerusalem und bereitet damit den Weg zu einem israelisch-ägyptischen Friedensvertrag.
1978
September 1978
Begin und Sadat unterzeichnen Abkommen von Camp David
Am 17. September 1978 unterzeichnen der israelische Ministerpräsident Menachem Begin und der ägyptische Präsident Anwar al-Sadat das Abkommen von Camp David. Der amerikanische Präsident Jimmy Carter war Vermittler.
Dezember 1977
Friedensnobelpreis für Menachem Begin und Anwar al-Sadat
1979
26. März 1979
Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel
1980
Juni 1980
Jüdische Attentate auf palästinensische Bürgermeister
Terroristen des Jüdischen Untergrunds verüben am 2. Juni 1980 Bombenattentate auf die Bürgermeister von Nablus (Bassam Shakaa), El-Bireh (Ibrahim Tawil) und Ramallah (Karim Khalaf). Shakaa verliert beide Beine, Khalaf eines. Der jüdische Terrorist Moshe Zer wird zu 4 Monaten Haft verurteilt, weil er einer Untergrundorganisation angehört.
30. Juli 1980
Knesset beschließt: Jerusalem ist Hauptstadt Israels
September 1980
Die Währung “Israelisches Pfund” wird durch den Schekel ersetzt
1981
14. Dezember 1981
Knesset beschließt Annexion der Golanhöhen.
Der vormals syrische Golan wurde im Sechstagekrieg von Israel erobert.
1982
Abschluss der Rückgabe Sinais an Ägypten (25.4.)
3. Juni 1982
Attentat auf israelischen Botschafter in London
Ein Mitglied der PLO-abtrünnigen Splittergruppe Ahmed Jibril verübt in London einen Anschlag auf Shlomo Argov. Israels Premier Menachem Begin beruft sein Kabinett ein. Obwohl die PLO nichts mit dem Attentat zu tun hat, wird der Vorfall als Anlass genommen, um gegen die im Libanon stark vertretene PLO militärisch vorzugehen. Das Kabinett beschliesst Angriffe gegen Beirut und den Süden Libanons.
6. Juni 1982
Israel beginnt den Libanon-Krieg
Verteidigungsminister Ariel Scharon versichert höchstens 25km weit einzumarschieren um die Grenzregion zu sichern, und den Abschluß des Angriffs in 48 Stunden. Tatsächlich wird Israel in fast alle Teile Libanons vordringen und ihre Soldaten erst im Jahr 2000 abziehen.
14. Juni 1982
Israelische Truppen schliessen Beirut ein
September 1982
Massaker von Sabra und Schatila
Die mit Israel verbündete libanesische Phalangisten-Miliz dringt am 16. September 1982 in die palästinensischen Flüchtlingslager Sabra und Schatila in Beirut ein. Die israelische Armee beleuchtet die zwei Lager nachts ununterbrochen mit Leuchtfeuer, damit die Phalangisten ihr Morden fortsetzen können.
28. Oktober 1982
Reagan beschließt: US Marines nach Beirut
Aufgrund der weltweiten Empörung beschließt US Präsident Reagan im Rahmen einer multinationalen Einheit ein Kontingent US Marines zu senden, um die Lage in Beirut zu beruhigen.
25. September 1982
Massendemonstrationen gegen den Libanonkrieg
In Israel gehen landesweit 400.000 Menschen auf die Straßen um gegen den Krieg zu demonstrieren.
1983
1983
Kriegstagebuch zum Libanonkrieg
Der israelische Oberstleutnant Dov Yermiya gibt zu seinen schrecklichen Erfahrungen im Libanonkrieg ein Kriegstagebuch heraus.
Als Greis schreibt Yermiya später:
Ich bin ein 95-jähriger in Israel geborener Jude,
der Israels Felder gepflügt und ihre Bäume gepflanzt hat,
der ein Haus gebaut,
und Söhne, Enkel und Urenkel gezeugt,
und sein Blut im Kampf um die Gründung des Staates Israel vergossen hat, und ich erkläre hiermit, dass ich meinen Glauben an den gescheiterten Zionismus aufgegeben habe
August 1983
Ministerpräsident Begin tritt zurück
Durch den katastrophalen Verlauf des Libanonkriegs und des Gefühls von seinem Verteidungsminister Scharon hintergangen worden zu sein, sowie durch den Tod seiner Frau tritt Menachem Begin vor der Knesset mit den Worten “Ich kann nicht mehr” zurück (28. August 1983).
Bis zu seinem Tod lebt Begin resigniert als Einsiedler.
10. Oktober 1983
Jitzchak Schamir wird Ministerpräsident
Oktober 1983
Anschlag auf Beiruter Hauptquartier der US Marines
Ein schiitisches Selbstmordkommando greift am 23. Oktober 1983 die Hauptquartiere der amerikanischen und französischen Kräfte in Beirut an. Hunderte Soldaten sterben.
1984
1984 – 1985
Operation Moses
Mit einer großen Luftbrücke holt Israel ca. 10.000 Juden aus Äthiopien ins Land. Die meisten sind verarmt. Was sich wie eine Hollywood-Geschichte anhört endet für die meisten Äthiopier weniger gut: Sie bleiben in Israel eine unterprivilegierte Gruppe. Das gilt bis heute. Im April 2918 gehen Tausende äthiopisch-stämmige Juden in Israel auf die Straße, um gegen ihre Diskriminierung zu protestieren.
Februar 1984
Rückzug der Amerikaner aus Beirut
Reagan beschließt am 7. Februar den Rückzug der US Marines aus Beirut.
Anschliessend besetzen pro-syrische Milizen West-Beirut. Der Einsatz der US Marines ist gescheitert.
September 1984
Regierungsbildung durch Schimon Peres
Schimon Peres bildet als Ministerpräsident von Israel am 13. September eine Regierung der “nationalen Einheit”.
1985
Februar – Juni 1985
Israelischer (Teil) Rückzug aus dem Libanon
Nachdem Israel im Lauf des Jahres 1984 aufgrund von Angriffen schiitischer Milizen empfindliche Verluste erlitten hat, beschliesst das Parlament einen stufenweisen Rückzug aus dem Libanon. Im Südlibanon wird eine “Sicherheitszone” eingerichtet. Die militärische Verantwortung überträgt Israel an die verbündete SLA, eine christliche Miliz unter Führung von General Antoine Lahad. Dieses israelische Vorgehen ist auch gegen die vor Ort eingesetzten internationalen Friedenstruppen der UNIFIL gerichtet.
Februar 1985
Jordanien und PLO einigen sich auf gemeinsames Vorgehen
König Hussein von Jordanien und der PLO Vorsitzende Arafat einigen sich am 11. Februar 1985, den Friedensprozess mit Israel gemeinsam voran bringen zu wollen.
April 1985
Außenminister Schamir : Kein Interesse an Friedenskonferenz
Außenminister Jitzhak Schamir lässt am 24. April 1985 US Außenminister George Shultz ausrichten, dass er kein Interesse an einer internationalen Friedenskonferenz mit PLO-Beteiligung hat. Man denke an den Satz von Moshe Dayan “Man muss mit seinen Feinden verhandeln, nicht mit den Freunden.”
Juli 1985
Premierminister Peres bespricht PLO-Frage mit König Hussein
Der israelische Premierminister Schimon Peres trifft sich am 19. Juli 1985 mit dem jordanischen König Hussein in London, um über die Frage direkter Verhandlungen mit der PLO zu reden.
Hussein: PLO soll an Friedengesprächen teilnehmen, weil ihre Position schwach ist und sie daher bereit ist für Zugeständnisse.
Peres: Wenn die PLO schwach ist, kann sie von Friedensgespächen ausgeschlossen werden.
Peres ist aber zur PLO-Teilnahme bereit – entgegen der Haltung von Außenminister Schamir.
1. Oktober 1985
Israel bombardiert PLO Hauptquartier in Tunis
Der Angriff folgt auf zunehmende Angriffe von PLO Milizen, die von Jordanien aus operieren. 56 Palästinenser und 15 Tunesier kommen zu Tode.
1986
19. Februar 1986
König Hussein distanziert sich von PLO
Hussein kritisiert PLO Präsident Arafat, die UN Resolutionen 242 und 338 nicht uneingeschränkt anzunehmen. Hussein will PLO nicht mehr als Teilnehmer einer Friedenskonferenz.
3. März 1986
PLO ermordet arabischen Bürgermeister von Nablus
PLO revanchiert sich für die Zurückweisung durch König Hussein mit der Ermordung des Jordanien-freundlichen Bürgermeisters Zafir al-Masri. Jordanien schließt PLO-Büros in Amman und weist Arafats Stellvertreter Abu Jihad aus.
20. Oktober 1986
Jizchak Schamir löst Schimon Peres als Ministerpräsident der Regierung der “nationalen Einheit” ab.
1987
9. Dezember 1987
Erste Intifada
In Gaza kommt es zu einem tödlichen Verkehrsunfall, den ein israelischer LKW-Fahrer verursacht hat. Der Ärger über die israelische Besatzung, der sich auf palästinensischer Seite lange Jahre aufgestaut hat entlädt sich im sogenannten “Aufstand der Kinder”, da anfangs überwiegend arabische Jugendliche beteiligt waren.
22. Dezember 1987
USA erklären PLO zur Terrororganisation
“Anti-Terrorism Act of 1987”
1988
Januar 1988
Generalstabschef Rabin: Brecht ihnen die Knochen
Der Oberbefehlshaber der israelischen Armee gibt offenbar diesen Befehl, um die Intifada mit harten Mitteln niederzuschlagen. Rabin streitet das später ab. Der Knesset-Abgeordnete Yossi Sarid meint:
Die Aussagen von Dutzenden von Soldaten hat eines deutlich gemacht: Die Soldaten und Offiziere im Einsatz verstanden den Verteidigungsminister und die hochrangigen Offiziere so: Prügeln Sie die Palästinenser als Politik der Bestrafung und Abschreckung.
15. November 1988
PLO ruft unabhängigen Palästinensischen Staat aus
Die Exilregierung der PLO in Tunis ruft den Staat Palästina aus. Die Ausrufung hat nur symbolischen Charakter.
1989
Zerfall der Sowjetunion
Mit dem Zerfall der UdSSR beginnt eine Masseneinwanderung aus der Ländern dieser ehemaligen Union nach Israel. Viele der Einwanderer sind keine Juden.
1990
2. August 1990
Saddam Hussein (Irak) überfällt Kuwait
15. März 1990
Ein Misstrauensvotum der Knesset beendet Jitzchak Schamirs Regierung der nationalen Einheit
1991
16. Januar 1991
Operation Desert Storm
Eine von den USA geführte Koalition beginnt mit der Vertreibung der irakischen Armee aus Kuwait
18. Januar – 25. Februar 1991
Irakische Angriffe auf Israel mit SCUD-Raketen
Gemäß einer Vereinbarung mit den USA ergreift Israel keine Gegenmaßnahmen.
Palästinenserführer Arafat solidarisiert sich mit Saddam Hussein. Palästinenser jubeln angesichts der Einschläge irakischer Raketen in Israel. Die Palästinenser verlieren damit zahlreiche wichtige Unterstützer.
30. Oktober 1991
Nahost-Friedenskonferenz in Madrid
US-Außenminister James Baker III. will die Chancen die sich aus dem Golfkrieg ergeben für einen Nahost-Friedensschluß nutzen.
1993
Geheimverhandlungen zwischen Vertretern Israels und der PLO bei Oslo (20.1.-20.8.)
9. September 1993
PLO erkennt Existenzrecht von Israel an
In einem Brief erkennt der PLO Vorsitzende Arafat Israel an (Auszug)
Die PLO erkennt das Recht des Staates Israel auf Existenz in Frieden und Sicherheit an.
Im Gegenzug erkennt der israelische Ministerpräsident Jitzchak Rabin die PLO als die legitime politische Vertretung der Palästinenser an.
13. September 1993
Unterzeichnung von “Oslo I“
Unter der Schirmherrschaft von Bill Clinton unterzeichnen Israels Premier Jitzchak Rabin und der PLO Vorsitzende Jassir Arafat im Weissen Haus die Grundsatzerklärung zwischen Israel und der PLO. Gaza und Jericho sollen unter palästinensische Autonomie kommen.
1994
25. Februar 1994
Jüdischer Siedler Baruch Goldstein verübt Massaker in Hebron
Der amerikanisch-stämmige Arzt und Extremist Goldstein ermordet aus Protest gegen das Oslo-Abkommen 29 Palästinenser, verletzt 125 und wird dabei getötet. Sein Grab wird zur Pilgerstätte für jüdische Extremisten, bis heute.
In einer Andacht zu Ehren von Baruch Goldstein sagt Rabbi Yaacov Perrin wenige Tage später vor 300 Trauergästen:
One million Arabs are not worth a jewish fingernail
In der Siedlung Qiryat Arba, aus der Goldstein stammt, herrscht die Meinung: Wir alle sind Goldstein.
Premierminister Jitzchak Rabin fordert die PLO auf, die Friedensgespräche fortzusetzen. Alles andere sei eine Belohnung des Attentäters, der nicht nur Palästinenser getötet habe, sondern auch versuche den Friedensprozess zu töten.
4. Mai 1994
Autonomieabkommen über Gaza und Jericho
2. Juli 1994
Jassir Arafat trifft in Gaza ein
Nach 12 Jahren Exil der PLO-Führung in Tunis kehrt PLO Vorsitzender Arafat zurück nach Gaza.
26. Oktober 1994
Friedensvertrag Israel – Jordanien
10. Oktober 1994
Friedensnobelpreis an Jitzchak Rabin, Jassir Arafat und Schimon Peres
1995
Terroranschläge palästinensischer Selbstmordattentäter in Tel Aviv (24.7.) und Jerusalem (21.8.)
28. September 1995
Oslo II
Im sogenannten Interimsabkommen zwischen Israel und der PLO vereinbaren Jassir Arafat und Benjamin Netanjahu die Ausdehnung der palästinensischen Selbstverwaltung im Westjordangebiet.
Oktober 1995
Teil-Rückzug israelischer Streitkräfte aus Westbank
Die israelische Armee zieht sich auf Grundlage des Interimsabkommens aus sechs Städten des Westjordanlandes zurück.
4. November 1995
Ermordung von Ministerpräsident Jitzchak Rabin
Während einer Massen-Friedenskundgebung in Tel Aviv wird Rabin von dem jüdischen Extremisten Jigal Amir erschossen. In den Monaten zuvor haben rechts-nationale Kreise hinter dem Oppositionsführer Netanjahu gegen Rabin aufgestachelt. Dazu gehörten auch Siedler und Rabbiner, die Rabin als Verräter bezeichnet und seine Tötung gut geheißen haben.
November 1995
Schimon Peres wird neuer Ministerpräsident
1996
6. Januar 1996
Gezielte Tötung des “Ingenieurs” Yahya Ayyash
Fünf Monate vor den nächsten Knesset-Wahlen fürchtet Ministerpräsident Schimon Peres, daß er gegenüber seinem Herausforderer Netanjahu zu schwach wirkt. Obwohl Hamas in den vorangegangenen 4 Monaten keinen Anschlag mehr verübt hat und sich offenbar an den von Arafat erbetenen Waffenstillstand gehalten hat, ordnet Peres die gezielte Tötung von Yahya Ayyash an, der als Bomben-Spezialist der Hamas gilt. Die Rechnung von Peres geht nicht auf: Die Hamas antwortet mit einer Serie von Anschlägen. Die entsetzte israelische Bevölkerung wählt im Mai den als hart geltenden Benjamin Netanjahu. Netanjahu, dessen Bruder Yonatan während der israelischen Befreiungsaktion von Entebbe 1976 zu Tode gekommen war, ist an Verhandlungen mit Palästinensern nicht interessiert.
Wahlen im Westjordanland, im Gaza-Streifen sowie in Ost-Jerusalem zum Palästinensischen Rat (20.1.)
Selbstmordattentate palästinensischer Terroristen in Jerusalem, Ashkelon und Tel Aviv (Februar/März)
Israelische Militäraktion “Früchte des Zorns” in Südlibanon (11.-27.4.)
Mai 1996
Erste Direktwahl eines israelischen Ministerpräsidenten
Der bisherige Oppositionsführer des rechts-nationalen Likud, Benjamin Netanjahu, gewinnt die Wahlen.
1997
Januar 1997
Abkommen von Hebron
Die Stadt in der Westbank mit über 100.000 palästinensischen Einwohnern wird in zwei Zonen geteilt. Die israelische Armee bleibt in der östlichen Zone, um die dort lebenden 400 radikale jüdische Siedler zu schützen.
Mai 1997
Ehud Barak (Arbeitspartei) wird in Direktwahl neuer Ministerpräsident Israels
2000
24. Mai 2000
Abzug der letzten israelischen Soldaten aus dem Libanon
Der Libanonkrieg, der 1982 begonnen hat, sollte laut Ariel Scharon nur 48 Stunden dauern. Er zog sich über 15 Jahre hin.
1. Juni 2000
Assoziierungsabkommen mit Europäischer Union
11.-25. Juli 2000
Verhandlungen von Camp David
Israelisch-palästinensische Gespräche in Camp David (Ehud Barak, Jassir Arafat, Bill Clinton)
28. September 2000
Ausbruch der Zweiten Intifada
Der rechte Oppositionsführer Ariel Scharon geht in Jerusalem unter Schutz von 1.000 Polizisten auf den Tempelberg. Dort befinde sich die muslimischen Heiligtümer Felsendom und Al-Aksa-Moschee. Scharon will israelische Dominanz demonstrieren. Die Provokation ist beabsichtigt und führt zum vorhersehbaren Ergebnis: Die Zweite Intifada, also ein weiterer palästinensischer Volksaufstand. Sie wird ungleich blutiger als die erste.
16. Oktober 2000
Gipfel von Scharm el-Scheich (bis 18.10.)
9. Dezember 2000
Ministerpräsident Ehud Barak tritt zurück
2001
21. Januar 2001
Israelisch-palästinensische Verhandlungen in Taba
6. Februar 2001
Ariel Scharon Ministerpräsident
Ariel Scharon besiegt Ehud Barak, der im Jahr zuvor die Verhandlungen von Camp David ohne Ergebnis beendet hat.
1. Juni 2001
Hamas Attentat auf Discothek Dolphinarium (Tel Aviv)
Ein Selbstmordattentäter reißt vor dem Eingang des Strandclubs
2002
26. Januar
Saudi-Arabien legt Nahost-Friedensplan vor
27. März 2002
Anschlag der Hamas in Netanja
Während des jüdischen Pessach-Festes, an dem Juden ihrer ägyptischen Gefangenschaft und der Flucht aus Ägypten gedenken, verüben Terroristen der Hamas einen Anschlag auf ein Hotel in Netanja. 30 zumeist ältere Menschen werden getötet, viele weitere verletzt.
29. März 2002
Beginn der Operation “Defensive Shield” (Verteidigungschild)
Nach dem Anschlag in Netanja befiehlt Ministerpräsident Scharon der Armee in die palästinensische Westbank einzumarschieren. Zuerst wird Ramallah eingeschlossen. Palästinenserpräsident Jassir Arafat wird von israelischen Einheiten in seinem Regierungssitz eingeschlossen.
Während Defensive Shield verwüstet die israelische Armee vorsätzlich große Teile gerade auch der zivilen Infrastruktur: Aus Behörden, Sendern, Archiven oder Redaktionen werden Computer und Datenspeicher gestohlen oder zerstört und Einrichtungen vandalisiert.
Soldaten, die in privaten Häusern einquartiert werden, stehlen in großem Stil oder verrichten ihr Geschäft absichtlich in den Zimmern.
Tonnenschwere Panzer fahren ohne Not über private PKW, kreiseln auf der Straße um Bordsteine zu zermahlen oder fahren reihenweise Straßenlampen um.
Im Flüchtlingslager Jenin walzen riesige israelische Militär-Bulldozer Unterkünfte nieder, in denen sich noch Menschen befinden.
Der israelische Politologe Baruch Kimmerling bezeichnet die gesamte Politik Ariel Scharons gegenüber den Palästinensern als den Versuch, diese Gesellschaft insgesamt zerstören zu wollen (“Politizid”).
18. Dezember 2002
AI: Israelische Kriegsverbrechen
Amnesty International übt scharfe Kritik an Israels Armee, weil deren Einheiten zur Niederschlagung der Intifada
[…] schwere Menschenrechtsverletzungen begehen und Kriegsverbrechen, wie etwa das Töten von Kindern oder unbewaffneten Zivilisten, rücksichtslos dicht besiedelte Gebiete beschiessen und bombardieren oder Häuser sprengen, in denen sich noch Menschen befinden, und sie unter dem Schutt sterben lassen […]
2003
28. Januar 2003
Partei von Ariel Scharon gewinnt Knesset-Wahlen
16. März 2003
Rachel Corrie von israelischem Bulldozer getötet
Im Gazastreifen wird die 23-jährige amerikanische Friedensaktivistin Rachel Corrie von einem israelischen Bulldozer getötet. Aufgrund von Zeugenaussagen muss man davon ausgehen, dass es eine vorsätzliche Tötung war. Der Fahrer des Bulldozers wird von General Almog von einer vollständigen Aussage abgehalten. General Almog entgeht später einer Festnahme in Großbritannien; er hätte sich für die Zerstörung von 50 palästinensischen Häusern im Flüchtlingslager Rafah verantworten sollen.
April 2003
Sperrzaun zwischen Israel und Westbank
Israel beginnt mit dem Bau einer Sperranlage (Grenzzaun, Apartheits-Mauer) zwischen Israel und dem Westjordanland. Im Laufe der Bauzeit wird der Grenzzaun zahlreiche arabische Gemeinden zerschneiden und vielen Bauern unmöglich machen zu ihren Feldern zu gelangen. Durch den Verlauf des Zauns eignet sich Israel weiteres palästinensisches Land an.
5. April 2003
Brian Avery von israelischem Truppentransporter angeschossen
Der US Friedensaktivist Brian Avery nimmt in der Nähe von Jenin friedlich an einer Protestaktion teil. Er trägt eine leuchtend orangene Warn-Weste. Er und seine Begleiter heben ihre Hände, als sich ein gepanzerter israelischer Transporter nähert. Der Transporter eröffnet das Feuer. Die Kugel, die Avery trifft zerreisst seine Zunge und zermettert seine rechte Gesichtshälfte.
11. April 2003
Tom Hurndall von israelischem Scharfschützen getötet
Der 22-jährige britische Friedensaktivist Tom Hurndall nimmt im Gazastreifen an einer friedlichen Aktion teil. Er ist mit einer leuchtend orangenen Warn-Weste bekleidet. Als er versucht 3 Kinder von der Straße in Sicherheit zu bringen, weil mit anrückenden israelischen Militärfahrzeugen zu rechnen ist, wird er von einem Scharfschützen in den Kopf geschossen. Am Grenzübergang Rafah lassen israelische Grenzschützer die Gruppe um den bewußtlosen Hurndall 2 Stunden warten. Er wird nach 9 Monaten im Koma sterben. Der Schütze wird zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, aber vorzeitig entlassen.
30. April 2003
Roadmap des Nahost-Quartetts
Die UN, USA, EU und Russland verabschieden die “Roadmap” genannte Friedensinitiative für Israel und Palästina.
2004
2. Februar 2004
Scharon: Israel zieht aus Gaza ab
Israels Premierminister Ariel Scharon verblüfft die Welt mit der Ankündigung, alle jüdischen Siedlungen in Gaza auflösen und die Armee abziehen zu wollen. Scharons Ruf ändert sich. Er wird nun als Mann des Friedens betrachtet.
Dov Weisglas, Scharons wichtigster Berater und der Architekt des Abzugs aus Gaza, hat allerdings gegenüber der Zeitung Haaretz erklärt, dass der ganze Zweck des Abzugs darin liege, den Friedensprozess für immer auf Eis zu legen.
22. März 2004
Gezielte Tötung von Hamas-Gründer Scheich Ahmed Yassin
Israel tötet den Gründer und Führer der Hamas, Ahmed Yassin, mit einem Raketenangriff. Yassin war verantwortlich für eine lange Serie von palästinensischen Selbstmord-Attentaten, die den 1993 begonnenen Oslo-Friedensprozess zwischen Israel und der PLO unterbinden sollte. Bemerkenswert: Israel hatte die Hamas mit aufgebaut.
17. April 2004
Gezielte Tötung von Abdel Aziz Al-Rantisi
Israel tötet den politischen Chef der Hamas durch einen Raketenangriff. Rantisi stammte aus dem arabischen Dorf Jibna in der Nähe von Ashkelon. Die Bewohner von Jibna wurden im israelischen Unabhängigkeitskrieg von 1948 vertrieben. Aus Jibna wurde das jüdische Dorf Yavneh. Obwohl kurz zuvor die gezielte Tötung von Scheich Yassin stattgefunden hatte verzichtete Rantisi auf alle Maßnahmen sich zu schützen. Er sagte:
Der Tod kommt, ob durch eine Tötung oder durch einen Krebs.
GUARDIAN
Ob durch einen israelischen Apache Kampfhubschrauber oder durch einen Herzstillstand.
Nichts kann den Tod ändern.
Ich bevorzuge den Apache.
11. November 2004
Jassir Arafat ist tot
Sein Nachfolger wird Mahmud Abbas
2005
März 2005
Israel tötet Hamas-Gründer Scheich Ahmed Yassin
Der greise, gelähmte langjährige Führer der Hamas wird am 22. März 2005 von Israel mit einer Rakete liquidiert. Die EU Außenminister erklären:
Not only are extrajudicial killings contrary to international law, they undermine the concept of the rule of law, which is a key element in the fight against terrorism.
September 2005
Israelischer Abzug aus dem Gaza-Streifen ist beendet (12. September)
Ariel Scharon trennt sich vom Likud und gründet Kadima, der sechs Minister und zahlreiche Mitglieder des Likud und der Arbeitspartei beitreten (August/November)
2006
Januar 2006
Ministerpräsident Ariel Scharon erleidet schweren Schlaganfall (4. Januar).
Ehud Olmert übernimmt die Amtsgeschäfte.
Januar 2006
Hamas gewinnt Wahlen
Die Hamas gewinnt bei demokratischen Parlamentswahlen der Palästinenser die absolute Mehrheit im palästinensischen Legislativrat und wird damit stärkste politische Kraft in Gaza und dem Westjordanland (26. Januar 2006). Zahlreiche internationale Beobachter attestieren einen geregelten Verlauf der Wahl.
Israel beginnt mit der Blockade des Gaza-Streifens und schließt dazu den wichtigen Grenzübergang Eretz.
Februar 2006
Hamas-Führer Haniya soll palästinensische Regierung führen
Palästinenserpräsident Abbas beauftragt Ismael Haniya von der Hamas mit der Bildung einer gesamt-palästinensischen Regierung.
April 2006
USA und EU stellen Hilfszahlungen an Abbas ein
Nach der gesamt-palästinensischen Regierungsbildung für Gaza und das Westjordanland unter Hamas-Führer Ismael Haniya stellen die USA und die EU ihre Hilfszahlungen an die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) unter Präsident Mahmoud Abbas ein.
Mai 2006
Regierungsbildung unter Ehud Olmert
Nach den Wahlen zur 17. Knesset bildet Ehud Olmert (Kadima) eine Regierung mit der Arbeitspartei, der ultra-orthodoxen Schas und der Rentnerpartei; später kommt die rechts-nationale Jisrael Beitenu dazu.
Juni 2006
Entführung von Gilad Schalit
Der israelische Soldate Gilad Schalit wird am 25. Juni 2006 von Hamas in den Gazastreifen entführt.
Drei Tage später marschiert die israelische Armee in den Gazastreifen ein, ohne Schalit finden oder ihn befreien zu können. Schalit wird erst fünf Jahre später frei kommen.
Juli 2006
Zweiter Libanonkrieg
Die schiitische Hisbollah-Miliz entführt am 12. Juli 2006 an der Grenze zwischen Libanon und Israel zwei israelische Grenzsoldaten.
Der erst wenige Monate im Amt befindliche israelische Minispterpräsident will Stärke zeigen. Israel startet einen massiven Angriff gegen den Libanon, der den Charakter einer Strafaktion gegen ein ganzes Land hat, da es zahlreiche zivile Infrastrukturen wie Straßen, Brücken oder Raffinerien zerstört. Unter anderem werden große Teile Beiruts bombardiert.
Israel erleidet große militärische Verluste, da die Hisbollah-Milizen unerwartet über moderne Panzerabwehr-Waffen verfügen und Teile der militärischen Nachrichten Israels abfangen. Der Krieg geht nach einem Monat zu Ende (14. August 2006).
September 2006
Untersuchungskommission zum zweiten Libanonkrieg
Auf Druck der israelischen Öffentlichkeit wird am 17. September 2006 die Winograd-Kommission eingesetzt, um die Ursachen für den desaströsen Libanonkrieg desselben Jahres zu finden.
2007
Juni 2007
Hamas siegt in Gaza gegen Fatah
Der Putsch-Versuch der Fatah gegen die Hamas scheitert. Die konkurriende Fatah von Mahmoud Abbas wird von Israel und den USA mit Geld und Waffen unterstützt, um Hamas daran zu hindern, nach ihrem demokratischen Wahlsieg die Regierungsgeschäfte zu übernehmen. Trotzdem setzt sich die Hamas durch.
Pikant: In westlichen Medien wird in Verdrehung der Tatsachen fast immer vom Putsch der Hamas gesprochen.
Mai 2007
Peres wird Staatspräsident
Am 28. Mai 2007 wird Schimon Peres Staatspräsident von Israel.
November 2007
Friedenskonferenz von Annapolis
Am 27. November 2007 beginnt die Nahost-Friedenskonferenz im amerikanischen Annapolis.
Wahrscheinlich war kein israelischer Ministerpräsident vor und nach Ehud Olmert mutiger, um zu einem Frieden mit den Palästinensern zu kommen. Olmerts innenpolitische Gegner, der Bruderkrieg zwischen Fatah und Hamas und die Ablösung von Olmert durch den Hardliner Netanjahu sorgen dafür, dass Annapolis scheitert.
2008
Januar 2008
Winograd-Bericht
Der Bericht der israelischen Winograd-Kommission wirft der politischen und militärischen Führung von Israel vor, dass sie während des Libanonkrieges von 2006 schwere Verfehlungen begangen hat (Bericht v. 30. Januar 2008).
März 2008
Erste deutsch-israelische Regierungskonsultationen
In Israel finden am 17. März 2008 zum ersten mal deutsch-israelische Regierungskonsulationen statt
Juni 2008
Waffenstillstand Israel – Hamas
Ein von Ägypten vermittelter Waffenstillstand tritt am 19. Juni 2008 in Kraft. Die Zahl der Raketenangriffe von militanten Gruppierungen aus dem Gazstreifen gehen fast auf Null zurück (nach ~1500 im Vorjahreszeitraum).
November 2008
Israel bricht Waffenstillstand
Israel dringt am 4. November 2008 mit Truppen in den Gazastreifen ein und tötet mit Luftunterstützung mehrere Hamas-Aktivisten. Damit bricht Israel einen bestehenden Waffenstillstand.
Dezember 2008
Hamas kündigt Waffenstillstand
Aufgrund des von Israel gebrochenen Waffenstillstands und unter Verweis auf nicht eingehaltene Vertragsbedingungen seitens Israel – vor allem Öffnung von Grenzübergängen für humanitäre Hilfslieferungen – kündigt Hamas am 18. Dezember 2018 den Waffenstillstand und nimmt seine Raketenangriffe gegen Israel wieder auf.
Dezember 2008 – Januar 2009
Operation “Gegossenes Blei” (“Cast Lead”)
Die israelische Armee greift Gaza an. Ab dem 3. Januar 2009 dringen Bodentruppen ein.
Israel setzt Munition ein, die vom Kriegsvölkerrecht geächtet ist: Weisser Phosphor und Schrapnell-Geschosse.
In diesem Gaza-Krieg setzt Israel offenbar die Strategie der “unverhältnismäßigen Härte” um, die sie 2006 – nach dem verlustreichen Libanonkrieg – als “Dahiyeh-Doktrin” formuliert hat.
Eine Strategie die in einen bewaffneten Konflikt gezielt auf Unverhältnismäßigkeit der Mittel zielt ist dem Humanitären Völkerrecht diametral entgegen gesetzt.
Im Gaza-Krieg kommen etwa 1400 Menschen ums Leben, die meisten davon Zivilisten (27.12.2008 – 18.01.2009).
2011
Juli 2011
Massenproteste in Israel
Daphni Leef, eine 25jährige Filmemacherin, schlägt am 14. Juli auf dem Rothschild Boulevard in Tel Aviv ein Zelt auf. Sie protestiert gegen die enormen Steigerungen der Lebenshaltungskosten in Israel. Der Protest wird innerhalb weniger Tage zum Massenprotest.
September 2011
500.000 protestieren gegen soziale Ungerechtigkeit
In der größten Demonstration der Geschichte Israels geht am Abend des 3. September 2011 eine halbe Million Menschen landesweit auf die Straße, um gegen soziale Ungleichheit, steigende Preise und Wohnungsnot zu protestieren.
Oktober 2011
Gilad Schalit frei
Der von der Hamas im Jahr 2008 entführte israelische Soldat Gilad Schalit kommt im Rahmen eines Gefangenenaustauschs am 18. Oktober 2011 frei.
2014
März 2014
Netanjahu brüskiert Obama im Weissen Haus
Als Ministerpräsident Netanjahu am 3. März 2014 zu Besuch im Weissen Haus ist erklärt US Präsident Obama, dass ein Frieden zwischen Israel und den Palästinensern auf Basis der Grenzen von 1967 stattfinden muss. Netanjahu erklärt: Alle Welt weiß, daß das nicht stattfinden wird. Vor laufender Kamera belehrt er Obama in der Manier eines Schullehrers. Obama hört mit erstarrter Miene zu.
Ben Rhodes, damals Berater im Weissen Haus, kommentiert:
Ich habe noch nie gesehen, wie ein ausländischer Staatsmann so mit dem Präsidenten gesprochen hat, und schon gar nicht in der Öffentlichkeit, geschweige denn im Oval Office.
Das Verhältnis zwischen Netanjahu und Obama friert ein. Trotzdem steigt die finanzielle und militärische Hilfe der USA an Israel massiv an.
September 2014
Kriegsdienstverweigerung israelischer Soldaten
43 Reserve-Soldaten der israelischen Armee schreiben an Ministerpräsident Netanjahu, um die israelische Besatzung des arabischen Westjordanlandes zu kritisieren und ihre Bereitschaft zu weiteren Einsätzen abzulehnen:
Millionen von Palästinensern haben über einen Zeitraum von über 47 Jahren unter der Militärherrschaft Israels gelebt.
Diese Herrschaft verweigert ihnen grundlegende Rechte.
Große Flächen Land werden zum Zweck jüdischer Besiedlung enteignet. […]
Die Ausdehnung von Siedlungen hat nichts mit nationaler Sicherheit zu tun. […]
Wir können diesem System, das Millionen die Rechte vorenthält, nicht mehr mit gutem Gewissen dienen.
2015
Juli 2015
Messerattacke auf Teilnehmer der “Gay Parade” in Jerusalem
Der ultra-orthodoxe Jude Yishai Schlissel greift am 30. Juli 2015 Teilnehmer der Schwulen- und Lesbenparade in Jerusalem mit einem Messer an. Die 16jährige Shira Banki kommt ums Leben. Schlissel hatte schon bei der Parade im Jahr 2005 drei Menschen mit Messerstichen verletzt und wurde zu 10 Jahren Haft verurteilt.
2017
Dezember 2017
US-Präsident Trump: Jerusalem ist Hauptstadt von Israel
Trump kündigt den Umzug der amerikanischen Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem an.
2018
März 2018
Gaza: Proteste zum “Marsch zur Rückkehr”
Ab dem 30. März 2018 demonstrieren Palästinenser in Gaza anlässlich eines “Marsches zur Rückkehr” am Grenzzaun zu Israel. Die israelische Armee erhält einen Schießbefehl. Am Grenzzaun werden zahlreiche Scharfschützen postiert, die den Befehl umsetzen.
14. Mai 2018
Israel feiert 70. Geburtstag +
US-Botschaft nach Jerusalem verlegt
Die USA werten als eine Art Geburtstagsgeschenk ihr Konsulat in Jerusalem zur Botschaft auf und setzen damit die Politik von US Präsident Trump um.
Die palästinensischen Proteste am Grenzzaun zu Gaza werden gewalttätig. Demonstranten lenken mit Benzin beladene Flugdrachen über den Zaun und zünden damit auf israelischer Seite Getreidefelder an.
Vom 30. März bis 12. Juni erschiesst die israelische Armee 135 Palästinenser und verletzt etwa 14.000; fast 4.000 durch scharfe Munition. Darunter sind Menschen, die weithin sichtbar als Journalisten oder Sanitäter gekennzeichnet sind. Die israelische Organisation Breaking the Silence, die aus ehemaligen Soldaten besteht, spricht in einem offenen Brief von
Scham angesichts von Befehlen, die frei von Moral und ethischem Urteilsvermögen sind.
Juli 2018
Gesetz erklärt Israel zum Nationalstaat für das jüdische Volk
In diesem Nationalstaats-Gesetz vom 19. Juli 2018 werden vor allem drei Dinge bestimmt:
(1) Israel ist das Land für Juden
(2) Arabisch ist keine Landessprache mehr (trotz 20% arabischer Israelis im Land)
(3) der jüdische Siedlungsbau bekommt “nationalen Wert”.
Die ersten beiden Punkte widersprechen der israelischen Unabhängigkeitserklärung von 1948, in der es hieß:
Der Staat Israel […] wird allen seinen Einwohnern die vollständige Gleichheit der sozialen und politischen Rechte gewährleisten
2019
November 2019
Premierminister Netanjahu angeklagt wegen Bestechung, Betrug und Untreue
Es ist das erste Mal, dass ein amtierender israelischer Premierminister wegen eines Verbrechens angeklagt wird. Netanjahu wird beschuldigt, Hunderttausende Dollar an Luxusgeschenken von Milliardärsfreunden angenommen zu haben und israelischen Medien- und Telekommunikationsmogulen für eine positive Berichterstattung über ihn Gefälligkeiten zu erweisen.
2021
April 2021
Palästinenserpräsident Abbas verschiebt Wahlen
Der greise palästinensische Präsident Mahmoud Abbas verschiebt die erste Wahl seit über 15 Jahren. Offizielle Begründung: Die Unsicherheit, ob Israel die Wahl in Ost-Jerusalem zulassen wird. Inoffiziell ist die Rede von einer drohenden Wahlniederlage gegen die Kandidaten der Hamas.
April 2021
Beginn des Gaza-Kriegs 2021
Nach wochenlangen palästinensischen Demonstrationen und Unruhen wegen von Israel verhängter Zugangsbeschränkungen in Jerusalem während des Ramadan-Festes beginnt Hamas mit einem Raketenbeschuss Israels (23. April 2021).
Juni 2021
Naftali Bennett löst Netanjahu als Ministerpräsident ab
Nach 12 Jahren Regierungszeit wird Benjamin Netanjahu von Naftali Bennett abgelöst, der mit der minimalen Mehrheit von 1 Stimme der Parlamentsabgeordneten (60:59) eine Vielparteienregierung anführt. Bennett gehört zum Block radikaler Siedler. Im Interview der BBC-Sendung “HardTalk” sagt Bennett im Februar 2014 auf die Frage, ob er einem jüdischen Siedlungsstopp als Teil einer Friedenslösung zustimmen würde: “Natürlich nicht. Warum sollten wir das? Das Land gehört uns!”
Dezember 2022
Benjamin Netanjahu erneut Ministerpräsident
Zurecht wird die neue Regierung Netanjahus als radikal bewertet:
Financial Times: “Netanyahu forges most rightwing government in Israeli history.”
BBC: “The most religious and hard-line government in Israel’s history.”
The Atlantic: “The Israeli Government Goes Extreme Right.”
New York Times: “Israel has moved quickly on a wave of far-right agenda items that would weaken the judiciary.”
YNET News: “Netanyahu’s new government is a threat to Israel’s institutions.”
Le Monde: “Netanyahu sworn in as PM of most right-wing government in Israel’s history.”
Januar 2023
Israels Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir “besucht” unter Polizeischutz den muslimischen Tempelberg. Das ist eine gezielte Provokation. Im Jahr 2000 hatte der damalige Oppositionsführer Ariel Scharon der Tempelberg mit 1000 Polizisten aufgesucht, und damit die extrem blutige Zweite Intifada ausgelöst.
“Die Zeiten haben sich geändert“
Ben Gvir meinte: “Der Tempelberg ist für jeden zugänglich, und wenn die Hamas denkt, dass ihre Drohungen mich abschrecken, dann soll sie verstehen, dass sich die Zeiten geändert haben.”
Januar – Oktober 2023
Demonstrationen gegen Netanjahus geplante Rechtsreform
Die ultranationalistische Regierung hat Pläne vorgelegt, um die Befugnisse der Justiz – insbesondere des Obersten Gerichtshofs – zu beschränken. In Israel beginnen Demonstrationen gegen diesen Versuch, das Rechtssystem zugunsten einer radikal nationalistischen Politik auszuhebeln.
Schon im Februar erreichten die Demonstrationen einen Umfang von über 100.000 Teilnehmern. Am 18. März waren es 260.000, später landesweit noch mehr.
Im März wendet sich der israelische Staatspräsident Isaac Herzog öffentlich an Netanjahu:
“Um der Einheit des israelischen Volkes willen, um der Verantwortung willen, fordere ich Sie auf, das Gesetzgebungsverfahren sofort zu stoppen.”
März 2023
Netanjahu entlässt Verteidigungsminister Gallant
Nachdem sich der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant gegen die geplante “Justizreform” ausspricht, wird er von Ministerpräsident Netanjahu entlassen.
Oktober 2023
Ausbruch der Hamas aus Gaza und Massaker an israelischer Bevölkerung
Am 07. Oktober 2023 durchbrechen militante Einheiten der Hamas den Trennzaun von Gaza an mehreren Stellen und dringen in israelisches Gebiet ein.
Die Terroristen überfallen ein Musikfestival und Dörfer in der Nähe des Grenzzauns.
Sie morden wahllos Hunderte Zivilisten, misshandeln Alte und Junge, vergewaltigen Frauen und brennen Häuser nieder.
Offenbar wurden Menschen auch geköpft.
Über zweihundert Menschen werden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Hamas filmt viele Szenen und verbreitet diese barbarischen Akte als “Heldentaten” im Internet.
Ministerpräsident Netanjahu erklärt Hamas den Krieg.
Der stellvertretende Führer der Hamas, Saleh al-Arouri, lügt kalt, dass es Politik der Hamas sei, keine Zivilisten anzugreifen, und dass ihr Angriff am Samstag nur die an der Grenze stationierte Gaza-Division der IDF betroffen habe. Genauso zynisch meint Ghazi Hamad, stellvertretender Außenminister der Hamas, die Terroristen wollten “keine Zivilisten verletzen”.
Der Krieg hat auch einen größeren geopolitischen Aspekt, auf den ein EU-Diplomat hinweist:
Das war wahrscheinlich das schönste Geburtstagsgeschenk für Putin. Der Angriff der Hamas auf Israel wird die Aufmerksamkeit für den Ukraine-Krieg teilen, da sich die USA naturgemäß auf Israel konzentrieren.
POLITICO
Diese Chronik von Israel und Palästina wird fortlaufend erweitert.
Photo: Hafen von Jaffa (US Library of Congress, Matson Collection, gemeinfrei)
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