Denk ich an Thilo Sarrazin, denk ich an Rudolf Höß

Thilo Sarrazin
Thilo Sarrazin

Ich meine Thilo Sarrazin hat alle Tugenden, mit denen man auch ein Konzentrationslager betreiben kann: Pflichtgefühl, Wohlerzogenheit, Kultiviertheit.

Sarrazin ist evangelischer Christ.

Sein Abitur hat er auf einem katholischen Gymnasium absolviert.

Er geht gerne in die Oper.

Es war Berliner Finanz-Senator und Vorstand bei der Deutschen Bundesbank.

Kurz: Sarrazin ist so etwas wie der Inbegriff gehobener Bürgerlichkeit und Kultiviertheit.

Und doch könnte nichts falscher sein.

Sarrazin ist im Fernsehen zu sehen und zu hören. Auszüge seiner Pamphlete sind in den Zeitungen zu lesen.

In allen Äußerungen Sarrazins suche ich vergebens: Güte, Rücksicht, Verständnis.

Ich finde nur: Kälte, Verachtung, Arroganz.

Und: Herrenmenschentum.

Höre oder lese ich etwas von Sarrazin, muss ich immer an den kultivierten katholischen Buben Rudolf Höß denken, der aus gutem Hause stammte.

Höß sollte Priester werden, wurde aber Lagerkommandant von Auschwitz.

In friedlicheren Zeiten wäre aus dem gutbürgerlichen Pferde- und Klavierliebhaber Höß vielleicht ein Senator, Bundesbanker oder Publizist geworden.

— Schlesinger

Zeichnung:

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