Bush sagte im April 2004…

Das US Blog DailyKos erinnert in kleinen Rückblicken an die unseligen Zeiten von George W. Bush.

Vorgestern wurde dazu folgende Episode angeboten (Übersetzung zuerst):

“Anhand der Transkripte der Pressekonferenzen und Pressemitteilungen könne man mehr als genug herausziehen um zu zeigen, dass Bush ignorant, ahnungslos und peinlich für das Land sei. So hat er zum Beispiel die verblüffende Behauptung aufgestellt, seine Regierung ist erfolgreich darin gewesen, das “gefährliche Netzwerk” von A.Q. Khan aufzubrechen.

Das aber ist idiotisch wenn man bedenkt, dass das “Netzwerk” von Khan anderweitig schlicht als die “Regierung Pakistans” bekannt ist.

Ist es ein Erfolg, wenn man im nachhinein herausfindet, dass Pakistan als unser mutmaßlich wichtiger Verbündeter im Krieg gegen den Terror Nordkorea die Mittel zur Verfügung gestellt hat Nuklearwaffen zu entwickeln?”

The transcripts are just coming out, and there will be plenty to pull from George W. Bush’s press conference to show that he’s ignorant, clueless and an embarrassment to our country.

For instance, Bush made the absolutely stunning claim that his administration was somehow successful in breaking up A. Q. Khan’s “dangerous network,” which is crazy considering that Khan’s “dangerous network” is otherwise known as the government of Pakistan.

It’s a success to find out ex post facto that our supposed vital ally in the war on terror provided the means for North Korea to develop a nuclear weapon?

Bei A.Q. Khan handelt es sich um den sogenannten “Vater der pakistanischen Atombombe”. Seit 1976 war er Leiter des Programms zur Urananreicherung und begründete dazu das “Engineering Research Laboratories” (ERL). Ihm zu Ehren wurde es 1981 in “Khan Research Laboratories” (KRL) umbenannt. 1998 war es soweit: Pakistan zündete seine erste Atombombe.

Doch Khan hatte sich offenkundig nicht erfolgreich nur um die Entwicklung des pakistanischen Atomprogramms bemüht, sondern auch um die Proliferation von Nuklearwissen – und Technik.

Ab etwa 1990 hatte Khan damit begonnen, ein internationales Netzwerk aufzubauen, um darin seine Dienste und sein know-how anzubieten. Das war zunächst dem britischen, sodann dem amerikanischen Geheimdienst aufgefallen.

Zum Netzwerk des pakistanischen Wissenschaftlers gehörte auch der deutsche Ingeniuer Gotthard Lerch, der zunächst beschaffungen für Khan durchführte und später am Atomprogramm Libyens mitwirkte. Er wurde 2008 wegen Verstosses gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, nachdem er ein umfassendes Geständnis abgelegt hatte.

Erst auf massiven Druck der US-Regierung wurde Khan im Jahr 2001 durch Präsident Pervez Musharraf seiner Position enthoben.

Worauf DailyKos nun mit einigem Recht anspielte, war und ist die nebulöse Rolle, die die pakistanische Regierung bei den internationlen Aktivitäten Khans spielte. Zurecht hatt man damals gemutmaßt, niemand könne über einen so langen Zeitraum und innerhalb eines so weitreichenden Netzwerks so brisante Transaktionen durchführen, wenn derjenige nicht über die Rückendeckung der Regierung verfügte. Insofern kann man möglicherweise wirklich mit mehr Recht vom “Netzwerk pakistanische Regierung”, als vom Netzwerk A.Q. Khan sprechen.

Just die pakistanische Regierung wurde nach dem 11.September von den USA in schwindelerregendem Umfang finanziell unterstützt, um als Partner im Kampf gegen den Terror zur Verfügung zu stehen.Noch im letzten Sommer wurde die Finanz- und Materialhilfe an Pakistan verdreifacht und auf die horrende Summe von 7,5 Milliarden Dollar für 5 Jahre aufgestockt.

Das war und ist – wenn wir schon beim Thema Geld sind – Glücksspiel, Zockerei. Denn der pakistanische Geheimdienst ist seit langem mit den Taliban verbandelt, und nicht wenige einflußreiche zivile wie militärische Kreise sehen eine allzu große Nähe zu den USA mehr als Gefahr denn als Chance. Das Geld hat man natürlich gerne genommen, wird es immer wieder gerne nehmen.

Das Thema “Weiterverbreitung von Atomwaffen” (Proliferation) stand dieser Tage aktuell auf der Agenda des Washingtoner Nukleargipfels. Der indische Premier Manmohan Singh erinnerte die Teilnehmer daran, dass “gewisse” Kreise – gemeint war A.Q. Khan – dafür gesorgt hätten, dass die Gefährdungslage durch Atomwaffen in den letzten Jahren gestiegen sei.

Und obwohl Khan seit langem unter Hausaarest steht, scheint sein Netzwerk – oder selbständig gewordene Teile davon – weiterhin aktiv zu sein. Noch im Frühjahr letzten Jahres wurden aus diesem Kreis mehrere Verhaftungen vorgenommen.

Die Gefahr der Verbreitung von Atomtechnik und -waffen ist unbestreitbar größer denn je. Was nun die Zerschlagung des Netzwerkes Bush / Cheney anbelangt, so dauert das eindeutig länger, als ursprünglich gehofft. Sie waren schlicht zu gut vernetzt.

— Schlesinger

Photo: US Gov. (A.Q. Khan, Wikipedia, CC Lizenz)
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