Israels Rechte spucken auf die Pressefreiheit

Tel Aviv. Wochenende. Der quirlig schöne Carmel-Markt, zur besten Einkaufszeit: Ein Orthodoxer läuft schnurstracks auf den Journalisten Gideon Levy zu. Der Orthodoxe schreit Levi an, die Stimme heiser, Halsadern geschwollen, und beschimpft ihn als Linken, als Araberfreund und Israelhasser. Dann spuckt er Levi und dessen Freundin ins Gesicht.

Das war letzten Freitag. Gideon Levy, Reporter der liberalen israelischen Tageszeitung Haaretz, ist gerade vom Einkaufen gekommen, als sich diese Attacke ereignet hat.

Das war nicht das erste mal, berichtet Levy, dass er auf offener Straße angefeindet worden ist. Es war aber das erste mal, dass er angespuckt wurde.

Carmel Markt in Tel Aviv
Auf dem Markt spürt man nichts vom Kulturkampf

Gegen Pressefreiheit, gegen Offenheit, gegen Menschenrechte

Levy kann sich gut vorstellen, welches Israel sich die rechtsgerichteten Orthodoxen wünschen. Eins, das frei ist von solchen Leuten wie ihm: Diesen Linken, diesen Liberalen. Die als Journalisten oder Blogger kritisch über Israels Krieg gegen Gaza oder die Besatzung der Westbank schreiben. Eins ohne einen säkularen Obersten Gerichtshof. Eins ohne Menschenrechtsgruppen.

Leute wie der der Orthodoxe, der ihn angegriffen hat, würden in Israel bereits die Mehrheit.

Das zeigt Levy, dass er weiter machen muss.

Es muss verhindert werden, dass diese Tyrannen über den Rest herrschen.

Denn das, so Levy, wäre ein Alptraum.

Levys Sorgen sind begründet.

Seit langem schwelt ein Kulturkampf in Israel, bei dem es um die grundlegende Frage geht wohin sich das Land entwickeln soll.

Die Politik versucht diesem brisanten Thema auszuweichen so gut es geht.

Bislang geben die Orthodoxen Tempo und Richtung der Auseinandersetzung vor. Der Rest möchte mehr oder weniger nur seine Ruhe haben.

Das Prinzip Hoffnung war in politisch unruhigen Zeiten schon immer ein gefährlicher Ratgeber.

Photo: Dana Friedlander for the Israeli Ministry for Tourism (Flickr CC Lizenz)

 

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