Yiddisches Kinderlied

Eine sehr liebe ukrainisch-stämmige Freundin hat mich auf ein bewundernswertes Projekt in Youtube aufmerksam gemacht, in dem russischsprachige Künstler Kinderlieder aus aller Welt sammeln und mit Videos aufbereiten.

Hier ein traurig-schönes jiddisches Lied in typisch jiddisch-russischem Schwermut, das mir besonders gut gefällt:

oyfn veg shteyt a boym,
shteyt er arayngeboygn,
ale feygl funem boym
zanen sikh tserfloygn.
dray ken mayrev,
dray ken misrekh,
un der resht ken dorem,
un dem boym gelozt aleyn
hefker far dem shturem.zog ikh tsu der mamen her,
zolzt mir nor nit shtern,
vel ikh, mame,
eynz un tsvey
bald a foygl vern…..

ikh vel zizn oyfn boym
un vel im farfign
ibern vinter mit a treyst
mit a sheynem nign.

zogt di mame nit, kind
un zi veynt mit trern
vezt kholile oyfn boym
mir far froyrn vern.

zog ikh mame, z’iz a shod
dayne sheyne oygn
un eyder vos un eyder ven,
bin ikh mir a foygl.

veynt di mame ltsik, kind,
ze, um g´tes viln
nem zikh mit a shalikl,
kenzt zikh nokh farkiln.

di kaloshn tu zikh on,
z’geyt a sharfer vinter
un di kutshme nem
oykh mit
vey iz mir un vund mir…

un dos vinter laybl nem,
tu ez on, du shovte,
oyb du vilzt nit zayn
keyn gast tsvishn ale toyte…

kh’heyb di fligl,
z’iz mir shver,
tsu fil, tsu fil sakhn
hot di mame ongeton
ir feygele,
dem shvakhn.

kuk ikh troyerik mir arayn
in mayn mames oygn,
z’hot ir libshaft nit gelozt
vern mir a foygl…

oyfn veg shteyt a boym,
shteyt er arayngeboygn,
ale feygl funem boym
zanen zikh tserfloygn.

Auf dem Weg steht ein Baum,
steht gekrümmt.
Alle Vögel von dem Baum,
sind ausgeflogen.
Drei nach Westen,
drei nach Osten,
und der Rest nach Süden
haben den Baum alleingelassen,
herrenlos im Sturm.Sag ich zu der Mutter “höre,
sollst mich nur nicht stören,
werd ich, Mutter,
eins und zwei,
bald ein Vogel werden.”

Ich werde sitzen auf dem Baum
und werde ihn wiegen.
Über den Winter ihn trösten
mit einem schönen Lied.

Sagt die Mutter “nicht,
mein Kind”, und sie weint
mit Tränen.
Wirst Gott behüt auf
dem Baum mir erfrieren.

Sage ich “Mutter es ist schade,
um deine schönen Augen,
werde so oder so
ein Vogel werden.”

Weint die Mutter, Izik, Kind,
nimm um Gottes willen,
einen Schal mit,
könnt’st dich noch verkühlen.

Die Schuhe zieh dir an,
es ist ein harter Winter,
und die Mütze nimm
auch mit,
weh und wund ist mir.

Und das Winter-Kleidchen nimm,
zieh es an mein Dummerchen.
Wenn du nicht
ein Gast sein willst,
zwischen allen Toten.

Ich heb die Flügel,
es ist mir schwer,
zu viele, viele Sachen,
hat die Mutter mir gegeben,
ihrem Vögelein
dem schwachen.

Schau ich traurig drein,
in meine Mutters Augen,
ihre Liebe liess
mich ein Vogel werden.

Auf dem Weg steht ein Baum,
steht gekrümmt,
Alle Vögel von dem Baum,
sind ausgeflogen.

On the road stands a tree,
it stands bent and deserted,
All the birds of that tree
have flown away.
Turn toward the west,
turn toward the east,
And the rest turn toward the south,
And the tree is left alone
abandoned to the storm.I say to momma “Listen,
just don’t stand in my way,
then, mother,
one and two,
I’ll quickly become a bird.”

I’ll sit in the tree
And lull it
during the winter and comfort it
with a lovely tune.

And momma says, “No, child,”
And weeps bitter tears –
“God forbid, in the tree
you might freeze.”

So I say, “Momma, it’s a waste
of your lovely eyes,
Because before you know it,
I’ll be a bird.”

And momma cries: “Itzik, my Crown,
As God would want,
take a scarf with you,
Lest you catch cold.”

“Put on your galoshes,
It is a severe winter.
And take your fur hat
with you, too.
Woe is me!””

And take your warm underwear,
put it on, foolish child,
Lest you become a guest
among the dead…”

I lift my wing,
but it’s hard…
Too much, too many things
Has momma put on
her weak
little fledgling.

I look sadly straight forward
into my momma’s eyes,
Her love did not allow me
to become a bird…

On the road stands a tree,
it stands bent
and deserted,
All the birds of that tree
have flown away.

Hinweis: Dem kleinen Töchterchen / Sohnemann  könnte das Lied so zu Herzen gehen, dass es / er anfangen muss zu weinen… So geschehen…., um sich aber gleich umso fester an Muttern anzuschmiegen….

— Schlesinger

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