Israels Zukunft

Israels Zukunft
Wird es so kommen, weil Israel unbedingt Sparta sein will?

Soll es nie Selbstbestimmung geben für das palästinensische Volk?

Nie ein Leben in Würde?

Nie echten Frieden?

Das Westjordanland ist seit 1967 besetzt.

Gaza ist seit dem Jahr 2006 abgeriegelt.

In der militärischen Strafaktion “Gegossenes Blei” hat Israel Pech und Schwefel über Gaza regnen lassen.

Was erwartet Israel, nachdem es sich damit Zehntausende neuer Todfeinde geschaffen hat?

Israel hat die Hamas mit diesem Krieg nicht “erzogen”, wie manche meinen.

Soll Israels Zukunft nur noch aus Krieg bestehen?

Der israelische Schriftsteller David Grossman hat seinen Sohn Uri in den letzten Tagen des Libanonkriegs 2006 verloren. Uri hatte als Soldat in diesem weiteren sinnlosen Krieg Israels gedient.

David Grossman hat im November 2009 eine Gedenkrede auf den ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin.

Die Worte Grossmans sind bis heute gültig:

‘Sehet das Land, denn wir haben es vergeudet’,

schrieb der Dichter Saul Tchernikovsky 1938 in Tel Aviv.

Er beklagte, dass unsere Jugend immer wieder in der Erde des Landes Israel begraben wird.

Der Tod junger Menschen ist eine schreckliche, grässliche Verschwendung.

Aber nicht weniger entsetzlich ist das Gefühl, dass der Staat Israel seit vielen Jahren nicht nur das Leben seiner Söhne, sondern auch sein Wunder vergeudet hat:

Die große und seltene Gelegenheit, die die Geschichte ihm gegeben hat, die Gelegenheit, hier einen Staat zu errichten, der effizient und demokratisch ist, der sich an jüdische und universelle Werte hält;

einen Staat, der eine nationale Heimat und ein Zufluchtsort sein würde, aber nicht nur ein Zufluchtsort, sondern auch ein Ort, der der jüdischen Existenz einen neuen Sinn geben würde;

ein Staat, der als integralen und wesentlichen Teil seiner jüdischen Identität und seines jüdischen Ethos die Einhaltung der vollen Gleichberechtigung und des Respekts für seine nicht-jüdischen Bürger hält.

… Und ich frage Euch: Wie kann es sein, dass ein Volk mit solchen Kräften der Kreativität, der Erneuerung und der Lebendigkeit wie das unsere, ein Volk, das sich immer wieder aus der Asche zu erheben wusste, sich heute, trotz seiner großen militärischen Macht, in einem solchen Zustand der Laxheit und des Irrsinns befindet, einem Zustand, in dem es wieder einmal das Opfer ist, aber diesmal sein eigenes Opfer, seiner Ängste, seiner Kurzsichtigkeit?

Es geht um Kontrolle über palästinensisches Land

Der palästinensische Historiker Rashid Khalidi, der die Edward-Said-Professur an der Columbia State innehat, schreibt aktuell und mit einiger Berechtigung, dass es Israel weniger um den Kampf gegen die Hamas gehe, sondern um die fortgesetzte Unterdrückung jeglicher palästinensischer Freiheitsbestrebungen:

Drei Tage nachdem der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu den aktuellen Krieg im Gazastreifen begonnen hat, hielt er eine Pressekonferenz in Tel Aviv ab, auf der er laut Times of Israel auf Hebräisch sagte:

“Ich denke, das israelische Volk versteht jetzt, was ich immer sage: dass es unter keinem Abkommen eine Situation geben kann, in der wir die Sicherheitskontrolle über das Gebiet westlich des Jordans aufgeben.”

Es lohnt sich, genau hinzuhören, wenn Netanjahu zum israelischen Volk spricht.

Bei dem, was heute in Palästina vor sich geht, geht es nicht wirklich um die Hamas. Es geht nicht um Raketen. Es geht nicht um “menschliche Schutzschilde” oder Terrorismus oder Tunnel.

Es geht um Israels permanente Kontrolle über palästinensisches Land und palästinensisches Leben. Das ist es, was Netanjahu wirklich sagt, und das ist es, wovon er jetzt zugibt, dass er “immer” darüber gesprochen hat.

Es geht um eine unbeirrbare, jahrzehntelange israelische Politik, die Palästina Selbstbestimmung, Freiheit und Souveränität verweigert.

Kein Ende der Besatzung?

Seit 1967 besetzt Israel das palästinensische Westjordanland, weil die jüdischen Orthodoxen und nationalistischen Siedler glauben, dies sei das von Gott verheissene Land.

Was Amos Oz über Israels ersten Libanonkrieg geschrieben hatte, gilt auch für die Besetzung der Westbank:

Was muss uns denn noch alles passieren, um Gottes Willen,
bevor wir zur Vernunft kommen?

Was muss noch mit dieser Nation passieren
bevor sie verstehen wird, dass es eine Sünde, ein Verbrechen, eine Torheit ist
alles von der Frage abhängig zu machen:

Wo sollen unsere Grenzen gezogen werden?

Was muss noch mit dieser Nation passieren
bevor wir alle begreifen werden, dass eine Nation
sich selbst von innen heraus in Stücke sprengen kann,
selbst innerhalb erweiterter, vergrößerter Grenzen?

Was muss noch passieren, bevor wir begreifen,
dass wir in diesem ehrgeizigen Wahn, unsere Grenzen zu erweitern,
schon fast alle Grenzen überschritten haben?

Amos Oz, A siege within a siege
From: The slopes of Lebanon
Jerusalem 1983

Meint Israel im Zeitalter der super-empowered individuals tatsächlich, diese Praxis bis in alle Ewigkeit fortsetzen zu können?

Israels Zukunft ist in Gefahr. Nicht nur durch Hamas, Hisbollah oder den Iran. Sondern gerade auch durch sich selbst.*

— Schlesinger

* Diese These vertritt seit einiger Zeit auch Ami Ayalon, früherer Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Bet. Leseempfehlung: “Friendly Fire” von General a.D. Ami Ayalon.

Photomontage: screenshot Nachrichten RT

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