Martin Buber : Konsumkritik

Konsumkritik
Jesus ist für unser Heil gestorben

Auf dem Weg ins gemeinsame Verderben

„Schaffen was man braucht“ ist der Impuls aller natürlichen Wirtschaft, „mehr bekommen als man braucht“ ist die Parole der politisierten Wirtschaft.

Überall will die politisierte Menschengruppe mehr durchsetzen als sie wirklich braucht, und der politische Wahn hat sich ihrer aller so bemächtigt, daß sie zwischen diesem „wirklich“ und jenem „mehr“ gar nicht mehr zu unterscheiden vermögen.

So kämpfen alle gegen alle, nicht um das „wirklich“, sondern um das „mehr“, und da sie keine übergeordnete Autorität mehr kennen, die zwischen ihnen entscheiden könnte, gibt es kein Innehalten auf dem Weg zum gemeinsamen Verderben.

Das sagte nicht Karl Marx, sondern der deutsch-jüdische Religionsphilosoph Martin Buber.*

Daran mußte ich unlängst denken, als Bundeskanzlerin Merkel in verschiedenen Kontexten auf die Werte unserer Gesellschaft verwies.

Im Rahmen der Integrationsdebatte hat Angela Merkel mit einigem kulturellem Pathos unsere christlich-jüdischen Wurzeln gepriesen:

was aus meiner Sicht sehr wichtig ist, nämlich dass Deutschland durch die christlichen Wurzeln, durch die jüdischen Wurzeln geprägt ist und dass das unsere Geschichte ausmacht.

Und angesichts der irgendwie ominösen aktuellen Terrordrohungen hat Frau Merkel dafür appelliert an unserer freiheitlichen Lebensweise festzuhalten:

Wir wollen in Deutschland frei und ohne Angst leben – keine terroristische Drohung wird uns davon abbringen.

Die christlich-jüdischen Wurzeln scheinen im wirklichen Alltag ein bisschen verdorrt, nicht wahr?

German Angst

Was unsere Gesellschaft die letzten Jahre bestimmt hat und für die nächsten Jahre bestimmen wird, hat nicht viel zu tun mit religiös-spirituellen Leitsätzen, stammen sie nun aus dem christlichen Neuen Testament oder dem jüdischen Pentateuch (Fünf Bücher Mose).

Frei sind wir pro forma noch, aber ohne Angst?

Unsere gesellschaftliche Agenda wird diktiert von einer CDU-geführten Großen Koalition, deren Juniorpartner  CSU/FDP heißen und in der das Sagen die de-facto Atheisten Ackermann, Großmann etc. haben.

Die Ergebnisse dieser Agenda sorgen dafür, dass ein Gutteil unserer Gesellschaft in Angst lebt: Angst vor dem wirtschaftlichen Ruin, Angst vor dem Abschieben ins Altersheim, Angst vor der Perspektivlosigkeit mangelhaft ausgebildeter Kinder, einem sinnlosen Krieg in Afghanistan, Terrordrohungen,  künstlich geschürter Angst vor dem Islam, einer schon wieder “strahlenden” Zukunft.

Brot und Spiele

Angst lässt sich beseitigen, indem man die Ursachen beseitigt oder sie betäubt.

Das Volk – sehen wir mal vom Sechstel der Armen in Deutschland ab, die rein gar nichts zählen – soll sich zum Zwecke der Betäubung in aller christlich-jüdisch verwurzelten Freiheit noch ein bisschen amüsieren, um sich weder seiner großen Schröpfung noch seiner eigenen Kultur- und Ziellosigkeit klar zu werden.

Das “gemeinsame Verderben”, von dem Buber sprach, tritt im denkbar freundlichsten Gewand auf.

Im Gewand eines betäubenden Amüsements.

Weihnachten steht wieder vor der Tür!

In der besinnlichen Zeit gedenkt man unterm Tannenbaum der Geburt des Herrn gerne mit neuen Flachbildschirmen (toll: hochaufgelöstes Deutschland sucht den Superstar) oder schicken iPhones.

Das christlich-jüdische Abendland amüsiert sich zu Tode

Wie stellte Neil Postman vor längerem zu Recht fest: Wir amüsieren uns zu Tode.

Das ist nichts anderes als die Fortschreibung der obigen Buber-These in Zeiten allumfassender medialer Verblödung.

Gottes Werk

Die Profiteure dieses Amüsements sind die Großen: Apple, Amazon, Hollywood, Netflix, Spotify etc. Nicht zu vergessen der freundliche Gefährte, der uns stets zuverlässig zum Konsum führt und bestens daran verdient: Google.

Wer aufgrund von Geld und / oder Macht ganz oben steht kann durchaus der Versuchung unterliegen sich wie Gott zu fühlen.

Niemand hat das inmitten der jüngsten Wirtschaftskrise und in verblüffender Offenheit besser ausgedrückt als der größte Banker aller Zeiten:

Llloyd Blankfein von Goldman & Sachs

Blankfein  sagte über sich und seine exklusive Investmentbank-Kreise:

We are doin’ gods work

Wir Banker tun das Werk Gottes.

Damit sind wir den echten christlich-jüdischen Wurzeln, die unsere Realität ausmachen:

Wir sind Lazarusse, die sich von den kleinen Krumen nähren, die vom Tisch der Ackermänner und Blankfeins fallen.

Gebt den Kaisern was den Kaisers ist!

— Schlesinger

* 1947, Martin Buber,  “Ein Land und zwei Völker”

Photo: Photomontage T.A.B. , auf Basis des iPhone Bilds von Sergio Ortega (Flickr CC) und des Wolken-Bilds von Francesco Ugolini (Flickr CC)

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