Peter Münch über die Kinder von Gaza

Kinder in Gaza
Ein palästinensischer Junge spielt vor dem israelischen "Sicherheitszaun"

Neuerdings befällt einen die Idee Peter Münch, Israel-Reporter der Süddeutschen, passe gut auf die herrenmenschliche koloniale Bühne, die Christian Kracht in seinem jüngsten Roman  “Imperium” aufgebaut hat.

In einem aktuellen Beitrag “Die Trümmerkinder von Gaza” liefert Münch ein schönes kolonialherrenhaftes Stück:

Gaza, […] Der palästinensische Küstenstreifen ist ein Stück Afrika im Nahen Osten,

ein Elendsrevier, das nicht viel mehr produziert als Hass und Hoffnungslosigkeit – und Kinder natürlich.

Der Stil Münchs erinnert an die arrogante und zugleich dröge Konversation unter deutschen Kolonial-Pflanzern, wie sie Christian Kracht in seinem aktuellen Roman “Imperium” rekonstruiert hat.

Schriftstellerisch genial, inhaltlich abstoßend.

Münch mag schriftstellerisch nicht genial sein, aber dafür bricht immer wieder seine Kolonialherren-Haltung gegenüber den offenbar rückständigen Arabern durch: Gaza, das Stück Afrika, produziert Hass und Kinder.

Ach, im Beitrag geht es übrigens um Kinder wie Achmed, die den Häuserschrott der von Israel zerbombtem Häuser nach verwertbaren Steinen durchwühlen, um sie zu verkaufen.

Weil die Kinder von Gaza – und nicht nur sie, sondern auch Olivenbauern oder Viehhirten – immer wieder nahe an den militärisch gesicherten Grenzzaun zu Israel kommen, werden sie oft von israelischen Soldaten beschossen.

Wie Achmed. Dem drang eine Kugel vorn in den Bauch und kam am Rücken wieder heraus. Münch meint dazu, es gebe viele solcher Geschichten im Gazastreifen: Sie seien “bedrückend, aber auch schwer nachzuprüfen“.

So etwas ist für einen Journalisten “schwer nachzuprüfen“? Das sollte es nicht. Denn dazu gibt es unzählige Berichte von humanitären Organisationen, oder dem Roten Halbmond, oder Tageszeitungen, oder Berichte ehemaliger israelischer Soldaten (“Zielt auf die Augen”).

So also sitzt der palästinensische Junge Achmed auf seinem Eselskarren und zieht Adil, seinem Esel, “aus Langeweile” mit der Kabelschnur, die er gefunden hat “von Zeit zu Zeit” eins über.

Die Zwischenüberschriften des Artikels lauten:

Sie schwänzen die Schule, leben vom Abfall des Krieges. Glücklich macht sie das nicht.

und ein Zitat von Achmed:

Ich sammle alles, was verkauft werden kann, und wenn es Scheiße ist.

Damit ist das Bild, das Herrn Münch vor Augen steht und das er dem Leser vermitteln will komplettiert:

Gaza, das nicht viel mehr produziert als  Hass, Hoffnungslosigkeit und Kinder, die die Schule schwänzen, ihre alten Esel schlagen und Scheiße verkaufen.

Das Kolonialherren-Imperium alter weißer Männer schlägt zurück.

— Schlesinger

Leseempfehlung 1: Die Coups des Peter Münch

Leseempfehlung 2: Blanker Rassismus im Weltbestseller “Exodus” von Leon Uris.

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