Christlich-jüdische Wurzeln

Papst Franziskus hat seine viel beachtete Reise nach Israel / Palästina beendet. Es gab interessante Ereignisse:

– die Gebetsminute Franziskus an der “Sicherheitsmauer” in Bethlehem (hochpolitisch trotz der als nicht-politisch deklarierten Reise)

– die erste Kranzniederlegung eines Papstes am Grab von Theodor Herzl, dem geistigen Vater Israels (erstaunlich: das katholische Oberhaupt ehrt den Gründer des jüdischen Staates… wurden die Juden bis vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil noch als Mörder Jesu betrachte… dann nicht mehr, aber Papst Benedikt hat 2008 eine kleine Wende eingeführt, in dem er die Karfreitags-Fürbitte für die Juden wieder einführte, in der darum gebetet wird, dass die Juden Jesus als den wahren Heiland anerkennen…)

– die Aufforderung der Jerusalemer Stadtverwaltung an die Franziskanermönche des Christlichen Informationszentrum, sie sollen das zum Papstbesuch an der Außenwand des Gebäudes angebrachte Plakat mit dem Konterfei Franziskus abnehmen (was sie verweigerten und was die Polizei nicht erzwang)

– den Gebetszettel, den der Papst in die Mauer des Kotel (der Klagemauer) steckte

– die Einladung an Peres und Abbas, zum gemeinsamen Gebet nach Rom zu kommen

Dann kann einem das Stichwort von den gemeinsamen christlich-jüdischen Wurzeln in den Sinn kommen (das unter anderem auch Angela Merkel gerne im Mund führt).

Man weiß nie so genau, was damit gemeint ist.

Im Pessachfest, das jährlich an den Auszug Israels aus Ägypten erinnert,  sprechen religiöse Juden die Haggadah. Darin heißt es nach unzähligen Aufrufen, Gott möge sein Volk Israel schützen, bestärken, bewahren, segnen, nähren, führen etc.pp. unter anderem:*

Gieße Deinen Zorn aus über die Nationen, die Dich nicht anerkennen, und über die Königreiche, die nicht Deinen Namen anrufen.

Denn sie haben Jakob vertilgt und seine Wohnstätte zerstört.

Bestrafe sie mit Deiner Empörung, und möge Dein Zorn und Deine Wut sie ereilen.

Verfolge sie mit Zorn, und vernichte sie vom Antlitz der Erde unter dem Himmel des Herrn.

Die Christen gelten seit den Zeiten des dem großen jüdischen Lehrmeister Maimonides als Abtrünnige vom wahren Glauben, und gehören demnach zu jenen Nationen, die den wahren Gott nicht anerkennen.

Obwohl heutzutage nicht alle diese Auffassung teilen, ist sie immer noch weit verbreitet, weshalb Yair Tsaban, der jahrzehntelang hohe Positionen in der israelischen Politik inne hatte, eine Art Zweites Vatikanisches Konzil für die jüdische Lehre forderte, um die Fesseln der Ortodoxie zu lockern.

Denn solange diese Fesseln bestehen, kann von Gemeinsamkeiten keine Rede sein.  Mehr: Dann kann von echter Ethik keine Rede sein.

Denn bei all diesen Orthodoxien – jüdischen, christlichen, muslimischen – geht es nie um Göttliches. Es geht stets nur um Menschlich-Allzumenschliches: Den Willen zur Macht.

* Pour out Your wrath upon the nations that do not acknowledge You, and upon the kingdoms that do not call upon Your Name. For they have devoured Jacob and laid waste his habitation.Pour out Your indignation upon them, and let the wrath of Your anger overtake them. Pursue them with anger, and destroy them from beneath the heavens of the L-rd.

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